Untypische Affenpocken-Symptome bei Patienten in London

ZOU | 05.07.2022

Anders als bei früheren Ausbrüchen wurden bei Patienten, die kürzlich in Londoner Kliniken behandelt wurden, seltener Müdigkeit und Fieber beobachtet. Die Hauterscheinungen traten eher im Schambereich auf, und häufig wurden weitere sexuell übertragbare Krankheiten diagnostiziert, berichtet ein Forschungsteam in der Fachzeitschrift „The Lancet Infectious Diseases“.
Häufige Symptome bei Affenpocken sind starke Müdigkeit und Fieber. image.originalResource.properties.copyright

Bei 54 Patienten im durchschnittlichen Alter von 41 Jahren kam es bei der Infektion mit Affenpocken hauptsächlich zu Hautläsionen im Genital- und Analbereich (94 %); Müdigkeit und Fieber traten dagegen seltener als gewöhnlich bei Affenpocken auf – insgesamt also weniger typische Symptome, die Ärzte derzeit im Hinterkopf haben sollten, denn zuweilen zeigen sich Symptome, die statt an Affenpocken eher an Herpes oder Syphilis denken lassen. Die meisten Patienten hatten eine leichte Krankheit und erholten sich zu Hause; fünf Personen wurden ins Krankenhaus eingewiesen, konnten es aber im Schnitt nach sieben Tagen wieder verlassen.

Bis auf zwei Patienten war keiner in Subsahara-Afrika gewesen oder hatte bewusst Kontakt zu einer reisenden Person gehabt. Alle waren Männer, die Sex mit Männern haben. 90 Prozent von ihnen hatten in den drei Wochen zuvor mindestens einen neuen Sexualpartner gehabt, mehr als die Hälfte der Patienten mehr als fünf.

Da vor allem Hauterscheinungen im Schambereich und gleichzeitig häufig weitere sexuell übertragbare Infektionen beobachtet wurden, nehmen die Forscher an, dass die Infektion über Hautkontakt erfolgte und sich die Ausbreitung der Affenpocken noch fortsetzen wird. „Derzeit sehen Großbritannien und mehrere andere Länder einen schnellen Anstieg von Affenpockenfällen bei Personen, die Anlaufstellen für sexuelle Gesundheit besuchen, ohne offensichtliche Verbindungen zu Ländern, in denen die Krankheit endemisch ist“, sagte Dr. Nicolo Girometti vom Chelsea & Westminster Hospital in London.

Quelle: 10.1016/S1473-3099(22)00411-X