Warum Stress manchmal gut fürs Gehirn ist

Pharmazeutin Hannah Lenz | 10.08.2022

Ein geringes bis mittleres Maß an Stress kann Menschen gegen psychische Erkrankungen wappnen und lehren, mit zukünftigen Stresssituationen besser umzugehen. Zu diesem Ergebnis kamen Forscher des Youth Development Institute der University of Georgia.
Ein gewisses Maß an Stress fördert die psychische Widerstandskraft, auch bekannt als Resilienz. image.originalResource.properties.copyright

„Wer einem gewissen Maß an Stress ausgesetzt ist, kann Bewältigungsstrategien entwickeln und dadurch effizienter und effektiver arbeiten […]“, erklärt Professor Assaf Oshri, Leiter des Youth Development Institute. Von den 1200 Studienteilnehmenden zeigten sich diejenigen belastbarer und hatten ein niedrigeres Risiko für Depressionen und asoziales Verhalten, die regelmäßig leichtem bis mäßigem Stress ausgesetzt waren.

Individuell variiert die Stresstoleranz stark, abhängig vom Alter, der genetischen Veranlagung oder auch, ob man Unterstützung aus dem sozialen Umfeld erhält. Oshri warnt, dass zu viel Stress körperlich und geistig schadet. Chronischer Stress beeinflusst alles vom Immunsystem über die Steuerung von Gefühlen bis hin zur Gehirnfunktion, betont der Hauptautor der Studie.

Mithilfe eines Fragebogens erfassten die Forscher die empfundenen Stresslevel von jungen Erwachsenen. Unter anderem beantworteten sie, wie häufig sie sich im letzten Monat über unerwartet eingetretene Ereignisse ärgerten. Zudem wurden in Tests unter anderem die Aufmerksamkeit, die Fähigkeit zwischen mehreren Aufgaben zu springen und das Gedächtnis von Bildabfolgen gemessen. Diese Daten stammen aus dem vom US-amerikanischen nationalen Gesundheitsinstitut finanzierten Human Connectome Project. Das Programm untersucht die Funktionen des menschlichen Gehirns.

Quelle: DOI 10.1016/j.psychres.2022.114644