Warum viele Menschen Informationen zur eigenen Gesundheit meiden

Elisabeth Kerler  |  26.08.2025 12:18 Uhr

Krankheiten früh zu erkennen ist oft der Schlüssel für eine erfolgreiche Behandlung. Warum gehen dennoch so wenige Menschen zu Vorsorge, Früherkennung oder Check-ups? Wie viele Menschen nicht mehr zu ihrer Gesundheit wissen wollen – und warum, hat ein Forschungsteam untersucht.

Junge Frau sitzt vor einem Laptop und hält sich die Augen zu.
Lieber nicht wissen wollen, wie das Laborergebnis aussieht? Damit steht sie nicht alleine da: Fast ein Drittel der Menschen geht Informationen zur eigenen Gesundheit aus dem Weg oder würde es tun.
© Lautaro Gandolfo/iStockphoto

Rund ein Drittel der Menschen geht Informationen zu schweren Erkrankungen aus dem Weg oder würde es tun. Das hat das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung herausgefunden. Die Personen zögerten zum Beispiel Arztbesuche hinaus oder nahmen sie gar nicht wahr, führten medizinische Tests nicht durch, lasen Ergebnisse nicht oder ignorierten Aufklärungsmaterialien.

Für die Übersichtsarbeit hat ein Forschungsteam Daten aus 92 Studien von mehr als 560.000 Teilnehmenden aus 25 Ländern analysiert. Im Fokus standen vor allem schwere Erkrankungen. Insgesamt hat fast jeder dritte Teilnehmer Informationen vermieden oder würde sie vermeiden. 

Mehr Menschen vermeiden Informationen zu unheilbaren Krankheiten

Das Vermeidungsverhalten zeigten mehr Menschen bei unheilbaren, neurodegenerativen Krankheiten – 41 Prozent bei Alzheimer, 40 Prozent bei Chorea Huntington – als bei schweren, aber behandelbaren Krankheiten: Bei HIV/Aids waren es 32 Prozent, bei Krebs 29 Prozent. Noch knapp jede und jeder Vierte (24 Prozent) ging Informationen zu Diabetes aus dem Weg oder würde es tun. 

Gründe für das Vermeidungsverhalten von Gesundheitsinformationen

Besonders aufschlussreich ist die Analyse der Gründe. Das Forschungsteam hat Faktoren ermittelt, anhand derer sich das Vermeidungsverhalten vorhersagen ließ. Die wichtigsten waren: 

  • Überforderung bei Erkrankungen, die komplex und aufreibend sein können
  • Gering ausgeprägtes Gefühl der Selbstwirksamkeit, also der Eindruck, die Gesundheit nicht selbst in die Hand nehmen zu können
  • Furcht vor Stigmatisierung, zum Beispiel bei einem positiven HIV-Test
  • Mangelndes Vertrauen in das Gesundheitswesen und so geringe Hoffnung auf gute Behandlung. Das Studienteam weist darauf hin, dass Unterschiede in den Gesundheitssystemen darauf einen Einfluss haben könnten: Welche Informationen vermieden wurden, hing auch von der Region ab.

Kein irrationales Verhalten

Es könnte sein, dass Menschen sich ganz bewusst zu gewolltem Nichtwissen entschieden, erklärte Co-Autor Ralph Hertwig in einer Mitteilung zur Veröffentlichung. „Das ist ein Phänomen, das wir bereits aus anderen Lebenskontexten kennen und das ganz vielfältige Gründe haben kann.“

Das Verhalten sei der Menschen kognitiv und emotional, nicht irrational getrieben, schreibt das Max-Planck-Institut. Die Informationsvermeidung sei damit kein Randphänomen, sondern betreffe weltweit Millionen Menschen mit weitreichenden Folgen. 

Quelle: DOI 10.1093/abm/kaaf058

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