Haut, Zähne & Schönheit

Wimpernserum: Wachstumsmittel mit Nebenwirkung

09.09.2019

Lange, dichte Wimpern gelten als Schönheitsideal. Um der Natur nachzuhelfen, gibt es viele Möglichkeiten: Neben Mascara und künstlichen Verlängerungen gibt auch Wimpernseren, die auf das Augenlid aufgetragen werden. Viele dieser Mittel enthalten das Gewebehormon Prostaglandin, das auch unerwünschte Wirkungen haben kann.

Wimpernserum sollte nicht bedenkenlos verwendet werden.
Für einen schönen Augenaufschlag tuschen sich viele Frauen jeden Tag ihre Wimpern.
© iStock.com/Wavebreakmedia

Die meisten Hersteller von Wimpernseren verwenden Varianten des Gewebehormons Prostaglandin. Der Grund dafür basiert auf einem Zufall: „Ursprünglich wurden Prostaglandin-Abkömmlinge zur Behandlung von Patienten mit Grünem Star eingesetzt. Um den Augeninnendruck zu senken, erhielten sie Augentropfen mit diesem Wirkstoff. Als Nebenwirkung wurde bei ihnen ein stärkeres Wimpernwachstum festgestellt. Diesen Effekt hat sich die Kosmetikindustrie zu Nutze gemacht und daraus Wimpernseren entwickelt“, erklärt Dr. Utta Petzold, Dermatologin bei der Krankenkasse Barmer.

Die Expertin rät dazu, vor der Anwendung die Vor- und Nachteile abzuwägen. „Schließlich sind darin pharmakologisch wirksame Substanzen enthalten, weshalb auch hier die alte Weisheit gilt: keine Wirkung ohne Nebenwirkung“, sagt Petzold. Die Wimpernseren mit Prostaglandin könnten etwa zu Kopfschmerzen, Augenreizungen, einer verminderten Sehschärfe und einer stärkeren Pigmentierung der umliegenden Haut und sogar der Iris führen. Der Dermatologin zufolge sei es nach zwölfmonatiger Anwendung sogar möglich, dass blaue Augen dauerhaft braun werden.

Welche Nebenwirkungen und Langzeitfolgen die Anwendung eines solchen Wimpernserums hat, ist bislang nicht vollständig geklärt. „Das Problem ist die Einstufung als Kosmetikprodukt. Dadurch sind nur wenige Tests und Nachweise notwendig. Würden prostaglandinhaltige Wimpernseren als Arzneimittel eingestuft, müssten die Hersteller Studien über die Wirksamkeit, die Sicherheit und die pharmazeutische Qualität vorlegen. Das würde für Transparenz sorgen“, sagt Petzold.

Bereits 2011 hat das Bundesamt für Risikobewertung die Einstufung als Kosmetikprodukt kritisiert, und auch das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte stufte prostaglandinhaltige Wimpernseren als sogenannte Funktionsarzneimittel ein. Allerdings führte der Widerspruch eines Herstellers dazu, dass bisher noch keine Entscheidung dazu getroffen wurde. Daher sind die Produkte bis heute als Kosmetika frei verkäuflich. Hinweise zur Produktsicherheit oder zu möglichen Nebenwirkungen sind aufgrund dieser Einstufung sehr unterschiedlich oder fehlen ganz. Wer kein Risiko eingehen möchte, greift statt zu einem Serum lieber zu Mascara.

NK

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