Heilsame Pflanzen aus Afrika

Dr. Frank Schäfer

Traditionelles Heilpflanzenwissen ist nicht nur in Europa, sondern vor allem auch in Afrika über viele Generationen hinweg gesammelt und zum Wohle von Patienten genutzt worden. Von diesem Erfahrungsschatz können Menschen weltweit profitieren.

Viele Heilpflanzen aus Afrika finden auch in Deutschland Einsatz.
Afrikanische Heiler nutzen viele Pflanzen, so auch den für die afrikanische Savannenlandschaft so typischen Affenbrotbaum.
© JoseAntonio - Fotolia

In Ländern südlich der Sahara vertrauen noch immer drei Viertel aller Menschen auf traditionelle Heilmethoden. So schreibt es Dr. Julia Krohmer von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in dem Buch "Savanne – Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen", in dem es auch um Heilkunde in Afrika geht. Dass auf diesem Kontinent traditionelle Medizin so viel Zuspruch findet, hat neben dem in Jahrhunderten gewachsenen Vertrauen in diese Form medizinischer Versorgung auch damit zu tun, dass vielerorts, vor allem in ländlichen Gebieten, westliche Schulmedizin entweder nicht vorhanden oder schlicht zu teuer ist.

Zu den traditionellen Heilmethoden Afrikas gehört besonders der Einsatz von Heilpflanzen. Das Wissen um ihre Anwendung und Wirkungen ist ein wertvoller, von vielen Generationen zusammengetragener Erfahrungsschatz. Laut Dr. Krohmer verdanken wir "die meisten der 150 wichtigsten Medikamente auf pflanzlicher Basis dem traditionellen Wissen von Ethnien aus aller Welt". Um Ursprungsländer dieses Heilpflanzenwissens stärker an den Gewinnen aus dessen Nutzung zu beteiligen, gibt es mittlerweile sogar einen völkerrechtlichen Vertrag, das Nagoya-Protokoll, das in Deutschland seit Juli 2016 in nationales Recht umgesetzt ist. Es bildet einen Teil des UN Abkommens über die biologische Vielfalt, dass 1992 im brasilianischen Rio de Janeiro beschlossen wurde. Im Nagoya-Protokoll wird die Nutzung natürlicher Ressourcen näher geregelt.

Afrikanische Heilpflanzen in Fertigarzneimitteln

Unter anderem die folgenden drei afrikanischen Heilpflanzen werden in Deutschland bereits seit Längerem in Form von Fertigarzneimitteln aus der Apotheke angeboten:

Uzarawurzel (Xysmalobium undulatum)

Bisher gibt es für die im südlichen Afrika vielseitig angewendete Uzarawurzel in Deutschland nur eine Zulassung als Arzneimittel gegen Durchfall, wobei sie möglicherweise noch andere Anwendungsmöglichkeiten bietet. Bekannt ist, dass Inhaltsstoffe der Wurzel krampflösend auf die Darmmuskulatur wirken. Zudem dämpfen sie die übersteigerte Aktivität des Darms. Der bitter schmeckende Extrakt der Wurzel lindert auch Übelkeit, die oft zusammen mit Durchfall auftritt.

Teufelskralle (Harpagophytum procumbens)

Krallenartige Haken an den Früchten haben zu dem Namen der Teufelskralle geführt. Sie wächst im Süden Afrikas in der Umgebung der Kalahari-Wüste. Einheimische bereiten aus den Wurzeln der Pflanze Tee gegen Fieber und Verdauungsstörungen. Auch in Europa ist die Teufelskralle bekannt und ihre Wurzel wird für pflanzliche Fertigarzneimittel genutzt. Extrakte der Teufelskralle sollen gegen Schmerz und Entzündung bei degenerativen Gelenkbeschwerden wie Arthrose wirken.

Kapland-Pelargonie (Pelargonium sidoides)

In Südafrika dienen Zubereitungen mit Wurzeln der Kapland-Pelargonie traditionell zur Behandlung von vielerlei Erkrankungen. Im 19. Jahrhundert wurde die zu den Storchschnabelgewächsen zählende Pflanze auch in Europa bekannt. Wissenschaftliche Untersuchungen belegten vor allem antimikrobielle und immunmodulierende Wirkungen. Das heißt, Inhaltsstoffe aus Wurzeln der Kaplandpelargonie hemmen das Bakterienwachstum und stärken die Abwehrkräfte. Klinischen Studien zeigten günstige Effekte bei Infektionen der oberen Atemwege und des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs. Zugelassen sind Mittel mit der Pflanze zur Behandlung von Bronchitis.

Viel Potenzial für Neuentdeckungen

Es gibt neben den bereits für Fertigpräparate genutzten Heilpflanzen noch viele weitere Pflanzen und Pflanzeninhaltsstoffe aus Afrika, die eine genaue Untersuchung lohnen. So haben Professor Dr. Thomas Efferth am Institut für Pharmazie und Biochemie der Universität Mainz und der Kameruner Forscher Professor Dr. Victor Kuete aus den von ihnen untersuchten afrikanischen Pflanzen gegen Krebszellen wirksame Stoffe aus der Gruppe der sogenannten Benzophenone isoliert. Mit ihnen ließ sich in Laborversuchen das Wachstum von Krebszellen unterbinden, die gegen andere Therapien bereits unempfindlich waren.

Und noch zahlreiche weitere afrikanische Pflanzen, die in der traditionellen Heilkunde eingesetzt werden, warten auf ihre genauere wissenschaftliche Erforschung. Ein Beispiel: der Affenbrotbaum, von dem Heiler in Afrika zahlreiche Bestandteile nutzen. In dieser und vielen anderen Pflanzen liegt womöglich noch einiges an Potenzial für die medizinische Nutzung.

 

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