Gesunde Nieren - gesunder Diabetiker

Ein schlecht oder überhaupt nicht behandelter Diabetes hat viele Folgewirkungen. Besonders gefährlich sind Nierenschäden. Warum das so ist und wie Betroffene gegensteuern können, lesen Sie hier.

Senioren-Paar am Strand
© Techniker Krankenkasse

Man mag kaum glauben, dass die beiden im Mittel nur je 150 Gramm schweren, unscheinbaren Nieren des Menschen so enorm wichtig für ihn sind. Doch ein Blick auf ihre vielfältigen Funktionen zeigt, warum das so ist:

  • Die Nieren halten den Stoffwechsel des Körpers stabil. Sie regulieren den Flüssigkeitshaushalt, den Gehalt an Salzen und das Säure-Basen-Gleichgewicht.
  • Die Nieren sind quasi das "Klärwerk" des Körpers. Sie filtern Giftstoffe, Medikamentenreste und harnpflichtige Substanzen wie Kreatinin, Harnstoff oder Harnsäure aus dem Blut, die dann mit dem Urin ausgeschieden werden. Blieben diese Stoffe im Körper, käme es bald zu einer Vergiftung. Daher wird das Blut mehrmals täglich von den Nieren gereinigt.
  • Die Nieren beteiligen sich auch an der Blutdruckregulation, am Knochenstoffwechsel und über das von ihnen gebildete Hormon Erythropoetin an der Blutbildung.

Und ausgerechnet diese so wichtigen Organe werden bei Diabetikern besonders in Mitleidenschaft gezogen. Daten aus den USA zeigen, dass bei etwa 45 Prozent aller Patienten mit erheblich gestörter Nierenfunktion Diabetes die wichtigste Ursache ist. In Deutschland erhobene Statistiken belegen, dass unter Menschen mit dialysepflichtigem Nierenversagen überproportional viele Diabetiker zu finden sind, nämlich in 23 Prozent aller bekannten Fälle. Sowohl für Typ-1-, als auch für Typ-2-Diabetes besteht ein gleich hohes Risiko für eine Nierenerkrankung, besagt die "Nationale Versorgungsleitlinie Nierenerkrankungen bei Diabetes im Erwachsenenalter".

Nierenschäden bei Diabetes entstehen besonders an den empfindlichen Filtereinheiten der Nieren, den Glomeruli. Ärzte sprechen von diabetischer Nephropathie. Besonders riskant ist für die Nieren ein schlecht eingestellter Bluthochdruck in Kombination mit Diabetes. Ohne Gegenmaßnahmen besteht auf Dauer ein hohes Risiko für anhaltendes Nierenversagen, künstliche Blutwäsche (Dialyse) und letztlich die Notwendigkeit einer Nierentransplantation. Vor allem aber steigt durch eine diabetische Nephropathie die Gefahr schwerster Herz-Kreislauf-Leiden wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Die ersten Zeichen einer Nierenschädigung bestehen in einer veränderten Filtrationsleistung der Nieren. Möglicherweise wird zusätzlich vermehrt Eiweiß ausgeschieden, unter anderem Albumin.

Um vorzubeugen, hilft Diabetikern ein ganzes Paket an Maßnahmen. Allerdings zielen sie nicht immer speziell auf die Nieren ab. Es geht teils um Ratschläge, die jeder Diabetiker auch ohne Nierenschaden berücksichtigen sollte:

  • ein möglichst guter HbA1C-Wert
    Zahlreiche Studien zeigen, dass eine langfristig gute Blutzuckerkontrolle die Gefahr von Nierenschäden deutlich senken kann. Die individuell anzustrebenden Behandlungsziele sollte der Patient mit einem in der Diabetestherapie erfahrenen Arzt festlegen.
  • ein möglichst niedriger Blutdruck
    Die Deutsche Hochdruckliga empfiehlt Diabetikern, Blutdruckwerte zwischen 130 und 140 mmHg für den oberen, und 80 bis 85 mmHg für den unteren Wert zu erreichen. Dabei helfen Gewichtsabnahme, mehr Bewegung, eine verringerte Kochsalzaufnahme und bei Bedarf blutdrucksenkende Medikamente - vor allem die nierenschützenden ACE-Hemmer oder AT1-Rezeptorblocker. Ist die Nierenleistung bereits eingeschränkt, liegen die Zielwerte für den Blutdruck noch tiefer.
  • der Verzicht auf das Rauchen
    Auch wenn die Datenlage nicht ganz einheitlich ist, so gibt es gute Hinweise, dass Rauchen die Gefahr für ein chronisches Nierenleiden erhöht. In jedem Fall fördert es – wie schon der Diabetes an sich – Schäden an Blutgefäßen, die den Nieren zusetzen. Darum ist es gerade für Diabetiker vorteilhaft, mit dem Rauchen aufzuhören.
  • regelmäßige Kontrollen durch den Arzt
    Professor Dr. Gunter Burkhard Wolf von der Universität Jena, MHBA, Nierenspezialist und Experte der Deutschen Diabetes Gesellschaft, zu den jährlich erforderlichen Kontrolluntersuchungen: "Es werden Urinteststreifen eingesetzt, außerdem wird der Albumin-Kreatinin-Quotient im zweiten Morgenurin bestimmt, ebenso das Serumkreatinin und der Blutdruck. Und es erfolgt eine Abschätzung der Filtrationsleistung der Nieren."
  • zusätzliche Kontrollen bei Risikopatienten
    Ein hohes Risiko für Nierenschäden sieht Wolf bei Diabetikern, die Bluthochdruck haben und rauchen. Außerdem bei denjenigen, die öfter bestimmte Schmerzmittel nehmen, sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika. Auch manche Antibiotika oder Röntgenkontrastmittel können Diabetiker-Nieren zusetzen. Daher empfiehlt Wolf den betroffenen Diabetikern zusätzlich zu den bereits genannten Untersuchungen regelmäßige Kontrollen des Urinsediments, Ultraschalluntersuchungen der Nieren und eine Blutdruckmessung über 24 Stunden. So lassen sich Nierenschäden und -risiken früh erkennen und behandeln. Damit besteht eine gute Chance, das Fortschreiten eines Nierenleidens aufzuhalten.

Dr. Frank Schäfer

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