In vielen Ländern nimmt Adipositas alarmierend zu. Es liegt nahe zu vermuten, dass ungesunde Ernährung und zu wenig Bewegung dahinterstecken. Doch das sind nicht die einzigen treibenden Faktoren: Auch Stress, finanzielle Not und soziale Herausforderungen können die Darmflora und das Essverhalten in eine ungesunde Richtung lenken.
Wie Darm, Gehirn und Hormone zusammenarbeiten
Bei der Appetitregulierung arbeiten Darm, Darmflora und Gehirn zusammen: Dabei spielen Botenstoffe wie appetitanregende Hormone, Entzündungsmarker und Stoffwechselprodukte von Darmbakterien eine Rolle. Dieses Netzwerk beeinflusst nahezu unbemerkt, was, wie viel und wie oft eine Person isst.
Eine aktuelle Studie zeigt, dass soziale Aspekte wie ein niedriger sozialer und finanzieller Status, chronischer Stress, Gewalt und Einsamkeit dieses Gleichgewicht verändern können und so Adipositas begünstigen.
Der Teufelskreis von Darm und Gehirn
Wenn Menschen aus finanziellen Gründen oder fehlendem Wissen häufig zu ungesunden Lebensmitteln greifen, verändert sich das Zusammenspiel von Gehirn, Darm und Darmflora:
- Im Gehirn: Netzwerke, die Motivation, Belohnung und Emotionen regulieren, werden umgebaut.
- Im Darm: Eine unausgewogene Ernährung verändert die Zusammensetzung der Darmbakterien und begünstigt Entzündungen. Das untergräbt die Selbstkontrolle weiter.
Das Ergebnis ist ein Teufelskreis aus Heißhunger, emotionalem Essen und einem verstärkten Verlangen nach hochverarbeiteten und energiedichten Lebensmitteln.
Wege aus dem Teufelskreis
„Grundsätzlich sind politische und gesellschaftliche Maßnahmen nötig, um diese Herausforderungen zu meistern“, betont die Studienautorin Dr. Arpana Church, University of California. Doch auch jeder Einzelne könne aktiv werden:
- Bessere Ernährung: Innerhalb des Budgets möglichst nahrhafte, unverarbeitete Lebensmittel wählen.
- Stressmanagement: Stress gezielt angehen.
- Soziale Kontakte: Freundschaften pflegen, um Einsamkeit zu reduzieren.
Dr. Church empfiehlt außerdem, dass Ärztinnen und Ärzte bei der Behandlung auch soziale Faktoren berücksichtigen – um Betroffenen ganzheitlich zu helfen.
Quelle: DOI 10.1016/j.cgh.2025.07.045