ArzneimittelPsyche

Antidepressiva: Entzugserscheinungen bei längerer Einnahme häufiger

ZOU  |  23.05.2025 08:35 Uhr

Wer Antidepressiva länger als zwei Jahre einnimmt, hat beim Absetzen deutlich häufiger und tendenziell auch stärker und länger Entzugserscheinungen als Kurzzeitanwender. Dies zeigt eine neue Studie in der Fachzeitschrift „Psychiatry Research“.

Mann, hält eine Tablette in der Hand.
Eine neue Studie unterstreicht, warum Antidepressiva nicht länger als unbedingt notwendig eingenommen werden sollten.
© Pexels

Für die Studie wurden 310 Personen in England befragt, die versucht hatten, ihr verschriebenes Antidepressivum abzusetzen. 62 Prozent von ihnen sagten, dass ihnen das Medikament geholfen habe. 79 Prozent berichteten von mindestens einem Entzugssymptom beim Absetzen, 30 Prozent von ihnen stuften die Symptome als mittelschwer und 15 Prozent als schwer ein. 38 Prozent war es nicht gelungen, die Antidepressiva abzusetzen. Bei Personen, die zwei Jahre oder länger Antidepressiva eingenommen hatten, stieg dieser Wert auf 79 Prozent – also auf etwa das Doppelte.

Wahrscheinlichkeit für Entzugserscheinungen bei Langzeitanwendern zehnmal höher

Einige Entzugssymptome wie Angstzustände, Stimmungsschwankungen, Unruhe und Müdigkeit sind typisch für Depressionen und Angsterkrankungen, können also auch einen Rückfall darstellen. 76 Prozent der Befragten hatten mindestens eines dieser Symptome. Vier oder mehr andere, nicht-emotionale Entzugserscheinungen wie Schwindel, Kopfschmerzen oder Übelkeit traten bei 43 Prozent der Befragten auf. Berechnungen ergaben, dass die Wahrscheinlichkeit für Entzugserscheinungen bei Personen, die Antidepressiva länger als zwei Jahre einnahmen, zehnmal höher war als bei Personen, die sie weniger als sechs Monate verwendeten. Die Unterschiede zwischen Kurz- und Langzeitanwendern ließen sich nicht durch die Schwere von zugrunde liegenden Depressionen oder Angststörungen erklären.

Dauer der Entzugserscheinungen ist bei Langzeitanwendern länger

Bei 30 Prozent der Langzeitkonsumenten hielten die Entzugserscheinungen länger als drei Monate an, bei 12 Prozent länger als ein Jahr. Dagegen hatten nur 10,5 Prozent der Kurzzeitkonsumenten länger als drei Monate Entzugserscheinungen, bei den meisten verschwanden sie innerhalb von vier Wochen.

Der Hauptautor der Studie, Dr. Mark Horowitz, sagte: „Unsere Ergebnisse bestätigen, was viele Forschende schon lange vermutet haben: Die Wahrscheinlichkeit von Entzugserscheinungen beim Absetzen von Antidepressiva hängt maßgeblich von der Dauer der Einnahme ab. Dies ist ein Grund, Antidepressiva nicht länger als nötig einzunehmen – denn sonst kann es später schwieriger sein, sie wieder abzusetzen.“

Quelle: DOI 10.1016/j.psychres.2025.116497

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