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Corona-Impfung bald auch in der Apotheke?

Lena Höppner  |  01.12.2021

Unsere europäischen Nachbarn machen es vor: In Frankreich, der Schweiz, Großbritannien und seit Anfang November nun auch in Südtirol werden Corona-Impfungen in Apotheken durchgeführt. In Deutschland wird zurzeit ebenfalls diskutiert, ob Apotheker gegen Corona impfen sollen. Lesen Sie hier, was für und gegen eine Covid-Impfung in den Apotheken spricht und wie so etwas ablaufen könnte.

Älterer Herr erhält Impfung von Apothekerin
Um das Ziel von 30 Millionen Impfungen bis Weihnachten zu erreichen, könnten demnächst auch Apotheker gegen Covid-19 impfen.
© dusanpetkovic/iStockphoto

Die vierte Welle beherrscht Deutschland in diesen Tagen. Um diese zu brechen, gelten Impfungen als Mittel der Wahl. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat dafür jüngst die Booster-Impfung für alle ab 18 Jahren und sechs Monate nach dem Erhalt des vollständigen Impfschutzes empfohlen. Nachdem in den meisten Bundesländern die Impfzentren inzwischen geschlossen sind, müssen vor allem Hausärzte für die Impfungen sorgen und sind vielerorts am Limit.  Eine Option wäre, weiteres medizinisches Fachpersonal in die Impfung einzubeziehen – etwa die Apotheker.

Wie sieht die Situation in Deutschland aus?

Einige Apotheker in Deutschland impfen bereits, allerdings bislang nur gegen die saisonale Grippe im Rahmen von Modellvorhaben. Nachdem im letzten Jahr erste Regionen starteten, beteiligen sich dieses Jahr schon deutlich mehr Bezirke (aponet.de berichtete). Derzeit sind etwa 2.600 Apotheker zum Applizieren von Grippe-Impfstoffen geschult und könnten binnen kürzester Zeit auch gegen das Coronavirus impfen. Alle weiteren Apotheker müssten noch geschult werden, um impfen zu können. Hier zeichnet sich eine Bereitschaft von Seiten der Apotheker ab:  Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der ABDA – Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände e.V., nahm jüngst dazu Stellung und sagte, dass Apotheker eine Auffrischungsimpfung in Apotheken durchaus möglich machen können. Hierfür müsste jedoch der Eintrag im Sozialgesetzbuch, in dem das Modellvorhaben zur Grippeimpfung vereinbart ist, erweitert werden.

Politiker wollen Apotheker in die Impfkampagne miteinbeziehen

In diesen Tagen nehmen immer mehr Politiker Stellung zu diesem Thema. So ließ der FDP-Politiker Christian Lindner in einer Fernseh-Talkshow verlauten, dass jeder, der medizinisch verantwortlich eine Spritze halten könne, um eine Impfung zu geben, dies in den kommenden Wochen tun solle. Dazu zählen auch die Apotheker, so Lindner. Der Grünen-Politiker Janosch Dahmen, der SPD-Politiker Olaf Scholz und die Linke sprachen sich ebenfalls dafür aus, die Apotheken mit in das Impfen einzubeziehen. Die Akademie der Wissenschaften, die Leopoldina veröffentlichte eine Mitteilung, in der sie fordert, dass die Apotheker und andere Berufsgruppen, wie Zahn- und Tierärzte, Hebammen jetzt mitimpfen sollen. Nur so könnten die nötigen 30 Millionen Booster-Impfungen bis Weihnachten gewährleistet werden.

Fakt ist, dass besonders jüngere Leute von einem niedrigschwelligen Angebot profitieren könnten. Denn viele junge und gesunde Menschen haben oft keinen Hausarzt. Die Schlangen vor den Impfzentren und den mobilen Impfaktionen könnten sich verkürzen und viele Menschen würde schneller einen Impftermin erhalten. Die Apothekerinnen und Apotheker sind zudem seit Monaten bereits in die Beschaffung der Impfstoffe einbezogen und kennen die Abläufe. Vielerorts waren sie in den Impfzentren dafür verantwortlich, die Impfstoffe für die Applikation vorzubereiten.

Covid-Impfung in Apotheken: Nachbarländer machen es vor

Unsere Nachbarländer sind hier schon einen Schritt weiter: Südtirol ist die Gegend in Italien mit der niedrigsten Impfquote. Um Abhilfe zu schaffen, sind die Apotheker seit Anfang November in die Impfkampagne einbezogen. Impfwillige ab 12 Jahren ohne Vorerkrankungen können in teilnehmenden Apotheken einen Termin für eine Erst-/Zweit- sowie für die Booster-Impfung vereinbaren. Die Apotheke bestellt dann in der Krankenhaus-Apotheke in Meran die genaue Anzahl der benötigten Impfdosen und bekommt diese dann fertig vorbereitet geliefert. So ist sichergestellt, dass immer genau so viel Impfstoff vorhanden ist, wie man braucht. Pro Woche darf jede Apotheke maximal 60 Impfdosen verabreichen.

In der Schweiz dürfen die Apotheken gegen Grippe, FSME und Hepatitis impfen, seit Anfang Mai 2021 gegen Covid-19. Ein Sicherheitskonzept regelt den Ablauf. So müssen die Geimpften 15 Minuten lang nach der Erstimpfung und 5 Minuten nach der Zweitimpfung beobachtet werden, bevor sie die Offizin wieder verlassen dürfen. Die räumliche Regelung ist sehr flexibel gestaltet, eine Anmietung von weiteren Räumlichkeiten für die Impfung ist erlaubt.

Großbritannien kündigte zu Beginn der Impfkampagne bereits an, die Apotheker einzubeziehen. Hier sind die Vorgaben vergleichsweise streng: Pro Woche müssen die Apotheken mindestens 1.000 Impfungen verabreichen und das an 7 Tagen die Woche zwischen 8 und 20 Uhr, Feiertage inbegriffen. Die Apotheke muss zudem gewährleisten, dass der Geimpfte 15 Minuten lang nach der Impfung in der Apotheke bleibt, um mögliche Impfreaktionen auszuschließen.

In Frankreich beteiligen sich die Apotheken seit März 2021 an der Corona-Impfung. Inzwischen dürfen hier auch PTAs unter der Beobachtung eines Apothekers in dessen Räumlichkeiten impfen. Die Pharmaziestudierenden werden in Frankreich seit einiger Zeit ebenfalls im Impfen ausgebildet. Patienten, die bereits einmal allergisch auf einen Impfstoff reagiert haben, darf weiterhin nur ein Arzt impfen, um im Notfall schnell reagieren zu können. Die Impfung muss in einem separaten Raum erfolgen und eine Anamnese muss der Impfung vorausgehen.

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