Erhöht Cannabis das Risiko für Diabetes? Forschung liefert Hinweise

Dr. Karen Zoufal  |  19.09.2025 13:01 Uhr

Immer mehr Menschen greifen zu Cannabis. Eine große Studie liefert nun Hinweise, dass der Konsum mit einem erhöhten Diabetesrisiko verbunden sein könnte. Fachleute raten daher zur Vorsicht.

Im Vordergrund: Cannabis in Gläsern und auf einem offenen Joint-Papier.
Cannabis: In einer Studie erkrankten mehr Menschen, die Cannabis konsumierten, an Typ-2-Diabetes.
© David Petrus Ibars/iStockphoto

Cannabis-Konsumenten erkrankten in einer Analyse fast viermal häufiger an Diabetes als andere Menschen. Experten sind alarmiert: Mit dem weltweit zunehmenden Konsum könnten auch die versteckten Risiken hinsichtlich Zuckerstoffwechsel genauer überwacht werden müssen. Denn bei Cannabis werden oft positive Wirkungen wie Schmerzlinderung oder entzündungshemmende Eigenschaften in den Vordergrund gerückt. 

Doch bei einem Kongress wurde nun eine Studie vorgestellt. Dafür hatte ein Forschungsteam Daten von über vier Millionen anfangs gesunden Erwachsenen analysiert, die über fünf Jahre hinweg erhoben worden waren. In dieser Zeit nahmen die Diabetes-Neuerkrankungen in der Cannabis-Gruppe mit 2,2 Prozent im Vergleich zu Nichtkonsumenten mit 0,6 Prozent fast viermal so stark zu. Wer Cannabis konsumiert hatte, hatte das Forschungsteam anhand entsprechender Diagnosen des ICD-10-Katalogs innerhalb der Jahre 2010 bis 2018 festgestellt.

Studie liefert wichtige Ergebnisse, aber noch keinen Beweis

Die Untersuchung war retrospektiv angelegt. Das bedeutet: Sie kann einen Zusammenhang zeigen, aber keine direkte Ursache beweisen. Sie kann also nicht eindeutig beweisen, dass der Konsum von Cannabis Diabetes verursachen würde. Denn möglich ist auch, dass andere Faktoren eine Rolle spielen: Der Zusammenhang könnte zum Beispiel theoretisch auch auf Störfaktoren wie ungesündere Ernährungsgewohnheiten in der Cannabis-Gruppe zurückgehen.

Studienautor fordert Bewusstsein für Diabetesrisiken

Dennoch zeigt sich Studienautor Dr. Ibrahim Kamel vom Boston Medical Center in einer Mitteilung zum Vortrag überzeugt: „Diese neuen Erkenntnisse aus verlässlichen Praxisdaten unterstreichen, wie wichtig es ist, das Bewusstsein für Diabetesrisiken in die Behandlung und Beratung von Substanzstörungen zu integrieren. Zudem müssen medizinische Fachkräfte regelmäßig mit Patienten über Cannabiskonsum sprechen, um ihr allgemeines Diabetesrisiko und den potenziellen Bedarf an Stoffwechselüberwachung zu verstehen.“

Quelle: Vortrag beim Annual Meeting of the European Association for the Study of Diabetes (EASD)), Abstract zur Sektion „SO 012 Risk factors for type 2 diabetes onset“, Nr. 354, S. 189

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