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Krieg in der Ukraine: Wie gehe ich mit Angst und Ohnmacht um?

Natascha Koch  |  01.03.2022

Die Lage in der Ukraine bestimmt aktuell unsere Nachrichten. Bilder und Videos von Krieg, Katastrophen und Leid sind allgegenwärtig und sorgen für Ängste und Ohnmacht. Wie man es schafft, damit umzugehen und wie Eltern mit ihren Kindern über die Situation sprechen können, erklärt Dr. med. Torsten Grüttert, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie.

Junges Mädchen, liest Nachrichten über ihr Handy.
Durch soziale Medien kann man sich leicht in einem Sog von schlechten Nachrichten verlieren. In Krisenzeiten ist es ratsam, die Zeit dafür am Tag zu begrenzen.
© ViktorCap/iStockphoto

Von überall prasseln aktuell katastrophale Nachrichten und Bilder auf uns ein. Wie schafft man es, damit umzugehen?

Dr. med. Torsten Grüttert: „In Bezug auf den täglichen Nachrichtenkonsum ist es so, wie bei allen anderen Dingen auch: Die Dosis macht das Gift. Einige Menschen verlieren sich bei der Suche nach Informationen geradezu im Internet und konsumieren stundenlang Nachrichten. Das führt aber oft dazu, dass man sich noch hilfloser und weniger orientiert fühlt. Ich empfehle daher, die Zeit dafür fest zu begrenzen und sich auf ein bis zwei seriöse Nachrichtenkanäle zu beschränken. Sich täglich maximal eine halbe Stunde mit den Nachrichten zu beschäftigten, reicht meiner Meinung nach völlig aus, um ausreichend informiert zu bleiben.“

Gibt es noch eine andere Strategie, die im Umgang mit der aktuellen Situation helfen kann?

Dr. Grüttert: „Ganz wichtig ist in der momentanen Krise der Austausch mit anderen Menschen, um mit seinen Ängsten und Gedanken nicht allein zu bleiben. Ohnmacht und Hilflosigkeit sind Gefühle, die wir Menschen nur schwer aushalten können. Hier hilft es sehr, sich zu vernetzen: Freunde, Familie und Arbeitskollegen können vielleicht gute Tipps geben, wie sie selbst mit ihren Ängsten umgehen. Auch persönliche Hinweise zu konkreten Spenden- und Hilfsaufrufen sind sinnvoll: Wer sich engagiert, etwa durch das Packen eines Pakets mit Sachspenden, hilft den Menschen in der Not und reduziert gleichzeitig auch das eigene Gefühl der Ohnmacht ein Stück weit. Man darf darüber hinaus auch nicht vergessen, für sich selbst gut zu sorgen: Kontakte zu pflegen, zum Sport zu gehen oder einem Hobby nachzugehen, das uns Freude macht. Das sollte man sich nicht verbieten.“

Was raten Sie Eltern, die unsicher sind, wie sie mit ihren Kindern über die Geschehnisse in der Ukraine sprechen können?

Dr. Grüttert: „Hier empfehle ich, zusammen kindgerechte Nachrichten zu schauen, zum Beispiel „logo!“ vom Zweiten Deutschen Fernsehen. Hier werden die aktuellen Geschehnisse sachlich und einfühlsam aufbereitet.  Auf katastrophale Bilder und Videos, die sich gerade in sozialen Medien verbreiten und für Kinder sehr verstörend wirken, wird dabei verzichtet. Wichtig ist auch, die Kinder mit diesen Nachrichten nicht allein zu lassen und im Anschluss Fragen und Sorgen offen zu besprechen.

Man sollte Kinder also nicht komplett von diesen Nachrichten fernhalten?

Dr. Grüttert: „Nein, das ist ab einem gewissen Alter auch gar nicht möglich. Kinder und Jugendliche bekommen ihre Informationen ja auch auf dem Schulhof, von Freunden oder direkt aus dem Internet, das lässt sich nicht gänzlich kontrollieren. Hier ist es auch wichtig, die Sorgen und Ängste der Kinder ernst zu nehmen, aktiv zuzuhören und nachzufragen: Was hast du genau gehört? Woher hast du diese Information? Es kursieren schließlich auch viele Halbwahrheiten oder es werden Informationen miteinander vermischt. Hier können Eltern gezielt eingreifen, die Sachlage richtigstellen und Sicherheit vermitteln. Für Kinder kann zum Beispiel die Information hilfreich sein, dass wir in einem starken Bündnis leben, das uns Schutz bietet, und wir im Rahmen unserer Möglichkeiten alles tun, um den Menschen in der Ukraine zu helfen und ihr Leid zu lindern.“

Vielen Dank für das Gespräch!

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