Regelmäßige körperliche Aktivität stärkt nicht nur Muskeln, Lunge und Herz-Kreislauf-System, sondern wohl auch die körpereigene Immunabwehr. Das ist Ergebnis einer Studie mit älteren Männern – Durchschnittsalter 64 Jahre –, die seit vielen Jahren Ausdauersport betreiben. Darunter waren Langstreckenlauf, Radfahren, Schwimmen, Rudern oder schnelles Gehen.
Übergewicht und Bewegungsmangel lassen Abwehrzellen vorzeitig altern
„In einer früheren Studie haben wir festgestellt, dass starkes Übergewicht und Bewegungsmangel Abwehrzellen vorzeitig altern lassen. Dies hat uns dazu veranlasst, die andere Seite der Medaille zu untersuchen: ob ein älterer Erwachsener, der seit mehr als 20 Jahren Ausdauertraining betreibt, möglicherweise ein besser vorbereitetes Immunsystem hat. Und genau das haben wir herausgefunden“, sagte Luciele Minuzzi von der Justus-Liebig-Universität Gießen in einer Mitteilung zur Veröffentlichung.
Bestimmte Abwehrzellen arbeiten effizienter
Dafür hat sie mit ihrer Forschungsgruppe bestimmte Abwehrzellen untersucht, die „natürlichen Killerzellen“. Sie befreien den Körper vor Viren und kranken Zellen und wirken Entzündungen entgegen. Bei sportlichen Personen funktionierten diese Zellen effizienter. „Es ist also so, als würde Bewegung auch das Immunsystem trainieren“, fasste Luciele Minuzzi die Ergebnisse zusammen.
Weniger Entzündungen bei Ausdauersport
Bei einem Vergleich der natürlichen Killerzellen von trainierten, älteren Erwachsener und gleichaltrigen Nichtsportlern stellte sich heraus, dass diejenigen mit Ausdauertraining weniger Entzündungsmerkmale und mehr entzündungshemmende Marker aufwiesen.
Auch bei Medikamenteneinfluss bleibt das Immunsystem stabiler
Zusätzlich testete die Forschungsgruppe, wie die Abwehrzellen auf Wirkstoffe wie Propranolol und Rapamycin reagierten – zwei Stoffe, die Signalwege in den Zellen blockieren. Bei trainierten älteren Erwachsenen blieb die Immunfunktion trotzdem intakt, während die Zellen von untrainierten Personen bei der Entzündungsregulation versagten. „Mit anderen Worten: Die Zellen werden durch Ausdauersport leistungsfähiger, sie altern weniger und ihr Stoffwechsel ist besser auf entzündliche oder pharmakologische Herausforderungen vorbereitet“, stellte Minuzzi fest.
Lebenslanger Sport zahlt sich aus
In einer weiteren Studie verglich die Forschergruppe die Immunreaktion von jungen und älteren Sportlern vor und nach einer intensiven Trainingseinheit. Bei den Jüngeren kam es zu einer intensiveren Entzündungsreaktion als bei den Älteren. Das deutet eine vorteilhafte und ausgewogene Immunanpassung durch lebenslanges Training an: „Regelmäßiges Training gewöhnt den Körper an Entzündungsschübe. Dadurch sind intensivere Reize nötig, um signifikante Entzündungsreaktionen hervorzurufen. Das Immunsystem reagiert weiterhin, aber es vermeidet Übertreibungen. Dies ist besonders interessant für ein gesundes Altern, da gestörte Entzündungsreaktionen mit mehreren chronischen Krankheiten in Verbindung gebracht werden“, erklärte Minuzzi.
Quellen: DOI 10.1038/s41598-025-06057-y, 10.3389/fimmu.2025.1601405