Medikationsprüfung: Das kommt doch in die Tüte

Wenn zwei sich nicht vertragen, kann es gefährlich werden. Das gilt nicht nur fürs richtige Leben, sondern besonders für die Kombination von Arzneimitteln. Eine ganz besondere Tüte soll dies verhindern.

Arzneisicherheitstüte
Mit der Arzneisicherheitstüte wird der Medikations-Check einfach: Packen Sie all ihre Medikamente in die Tüte und bringen Sie sie in Ihre Apotheke. Ihr Apotheker überprüft die Medikation auf Wechselwirkungen und bespricht das Ergebnis mit Ihnen.
© SIGN/Oliver Selzer

Karl Kofler packt nicht nur sein Gepäck für den Urlaub mit größter Sorgfalt. Auch bei seiner Arzneisicherheitstüte hat der 74-Jährige genau darauf geachtet, dass er nichts vergessen hat. Sein Mittel gegen die Prostatabeschwerden, Schmerztabletten, ein Mundgel, Pastillen gegen Reizhusten, Tabletten gegen seinen erhöhten Blutzucker und ein Mittel gegen Schlafstörungen. "Das müsste alles gewesen sein", hofft der Rentner.

Überblick nicht verlieren

Vom Arzt verschriebene und selbst erworbene Arzneimittel, dazu noch Nahrungsergänzungsmittel: Da verlieren nicht nur Patienten wie Karl Kofler den Überblick, welche Mittel sich noch vertragen. Mit der Arzneisicherheitstüte wollen einige Apotheken diesen Wechselwirkungen auf die Spur kommen. Die Bundesapothekerkammer und andere Einrichtungen bieten Pharmazeuten hierfür spezielle Schulungen an.

Apothekerin Franziska Scharpf aus dem bayerischen Sonthofen erklärt, wie das Konzept mit der Tüte funktioniert: "Holen Sie sich in den teilnehmenden Apotheken Ihre persönliche Arzneisicherheitstüte ab. Füllen Sie alle Ihre Präparate in die Tüte. Dann geben Sie diese mit allen Angaben ausgefüllt – auf der Rückseite der Tüte befinden sich die entsprechenden Felder – bei uns ab." Bereits ab fünf verschiedenen Mitteln lohne sich die Analyse. "Ich spreche aber auch Patienten direkt an, bei denen sich die Arzneimittelsicherheitstüte lohnen könnte."

Manches darf zu Hause bleiben

Arzneimittel, die gekühlt werden müssen, etwa Insulin, aber auch starke Schmerzmittel und unter Lichtschutz zu lagernde Medikamente dürfen zu Hause bleiben. "Hier genügt es, wenn die Patienten uns einen Zettel mit dem Namen der Arznei und der sogenannten Pharmazentralnummer, der PZN, mitgeben", erläutert Scharpf.

Scharpf und ihre Kollegen setzen spezielle Computerprogramme für Arzneimittelinformationen ein. Sie überprüfen damit, ob bestimmte Arzneimittel zusammenpassen oder nicht. "Wir Apotheker", so Scharpf, "verlassen uns natürlich auch auf unseren langjährigen Erfahrungsschatz." Und wenn die Datenbank und das eigene Wissen an die Grenzen stoßen, ziehen die Pharmazeuten zusätzliche Fachliteratur und Studien zurate.

Nach einem Tag das Ergebnis

Scharpf: "Die Patienten erhalten ihre Arzneien sofort nach der Bestandsaufnahme zurück. Am nächsten Tag können Sie in der Regel das Ergebnis des Arzneimittelchecks mit dem Apotheker ausführlich besprechen." Gerne berät sie auch zu anderen Fragen, etwa ob man die Arznei am besten vor, während oder nach der Mahlzeit einnimmt. Zusätzliche Angebote gibt es für Menschen in Pflegeeinrichtungen. "Am meisten freut es mich, wenn ich einem Kunden bei seinem Arzneiproblem helfen konnte."

Peter Erik Felzer

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