Nesselausschlag

Unter einem Nesselausschlag versteht man plötzlich auftretende blassrote bis rote Erhebungen der Haut, die auch Quaddeln genannt werden.

Was ist das? - Definition
Unter einem Nesselausschlag versteht man plötzlich auftretende blassrote bis rote Erhebungen der Haut, die auch Quaddeln genannt werden . Die Haut sieht aus wie nach Berührung einer Brennnessel, daher auch der Name. Starker Juckreiz kommt hinzu. Beides verschwindet in der Regel innerhalb eines Tages. Der Nesselausschlag kann einmalig oder in Schüben auftreten.

Wie wird es noch genannt? - Andere Bezeichnungen

  • Urticaria
  • Nesselsucht
  • Nesselfieber
  • Quaddelsucht

Wie kommt es dazu? - Mögliche Ursachen
Bei einer Urticaria besteht eine individuelle Überempfindlichkeit gegen einen inneren oder äußeren Reiz. Es gibt sehr viele verschiedene Auslöser:

  • Allergene (Nahrungsmittel, Pollen, Pilze)
  • Medikamente (Antibiotika, Salicylate)
  • Infektionen (Viren, Bakterien, Parasiten)
  • Giftstoffe (Farbstoffe, Insekten, Quallen, Pflanzen)
  • physikalische Faktoren (Kälte, Wärme, Sonne, Wasser, Schweiß, Druck)
  • systemische Erkrankungen (Schilddrüse, Bindegewebe, Haut, Krebserkrankungen)
  • psychische Faktoren (Stress, Überanstrengung)

In einigen Fällen lässt sich allerdings keine Ursache feststellen.
Durch Kontakt mit dem Stoff oder den Reiz werden Botenstoffe (so genannte Mediatorstoffe), vor allem Histamin, freigesetzt. Diese erweitern die Blutgefäße sodass Flüssigkeit austritt. Sie sammelt sich in der Haut und es bilden sich die polsterartigen Quaddeln. Histamin löst auch den starken Juckreiz aus.
Die Urticaria kann allergisch sein (oft bei Nahrungsmitteln oder Medikamenten). Dann tritt sie bei jedem Kontakt mit dem auslösenden Allergen nach etwa einer Stunde auf. Sie kann aber auch nichtallergisch sein, dann bezeichnet man die Reaktion als Intoleranz (bei Infektionen oder Giftstoffen).

Wie macht es sich bemerkbar? - Symptome
Allen Urticaria-Formen gemeinsam ist der starke Juckreiz. Innerhalb von Minuten bis Stunden entstehen die Quaddeln. Sie sind rötliche (selten weiße) Hauterhebungen, die in der Größe (von linsengroß bis handtellergroß) variieren. Sie können örtlich begrenzt auftreten oder sich über den ganzen Körper ausbreiten. Meist bleiben sie für wenige Stunden bestehen.

Wie geht es weiter? - Verlauf und Komplikationen
Normalerweise verschwindet die akute Urticaria innerhalb eines Tages wieder. Sie kann allerdings auch in Schüben wiederkommen. Um eine chronische Urticaria handelt es sich, wenn die Symptome länger als 30 Tage bestehen. Dabei können die Quaddeln immer wieder auftreten oder durchgehend vorhanden sein. Meist bleibt die Urticaria auf die Haut beschränkt. Wenn die Schleimhäute in Mund und Rachen anschwellen, besteht Erstickungsgefahr. In manchen Fällen ist die Reaktion so heftig, dass es zu Herzrasen, Schwindel, Atemnot, Fieber, Erbrechen und Kreislaufstörungen bis zum Kollaps kommt (so genannter anaphylaktischer Schock). Sofortige ärztliche Hilfe ist nötig.

Was kann noch dahinter stecken? - Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen
Bei Insektenstichen läuft im Prinzip eine ähnliche Entzündungsreaktion ab. Sie jucken ebenfalls und können eine Quaddelbildung hervorrufen. Sie finden sich normalerweise aber einzeln und nur um die Einstichstelle.

Was rät die Großmutter? - Hausmittel und Verhaltenstipps

  • Soweit die auslösenden Reize bekannt sind, sollte man sie meiden.
  • Die gespannte und juckende Haut kühlen, feuchte Umschläge mit Baumwolltüchern helfen.
  • Bei chronischer Urticaria ohne klare Ursache kann eine so genannte "additivafreie Diät" versucht werden. Dazu müssen alle Zusatzstoffe in der Nahrung weggelassen werden.

Bearbeitungsstand: 26.07.2012

Quellenangabe:
Moll, Dermatologie, (2010), 7. Auflage

Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.

Nesselausschlag (Nesselsucht, Urtikaria): Behandlung

Bevor man bei Nesselsucht (Nesselausschlag, Urtikaria) mit einer Behandlung beginnt, sollte man versuchen, die Auslöser zu finden und zu meiden, damit erst gar keine Symptome auftreten.

Wenn trotzdem Nesselausschlag mit Juckreiz und Quaddeln auftritt, zielt die Behandlung darauf ab, die Beschwerden zu lindern.

Juckreiz und Quaddeln lindern

Je nach Form der Nesselsucht klingen Beschwerden nach wenigen Tagen auch unbehandelt wieder ab. Symptome wie Juckreiz und Quaddeln können jedoch sehr unangenehm sein, sodass eine Behandlung dennoch sinnvoll ist. Um den Juckreiz zu lindern, können juckreizstillende Lotionen oder Cremes mit Wirkstoffen wie <link https: www.aponet.de wissen arzneimitteldatenbank suchergebnis polidocanol.html>Polidocanol oder <link https: www.aponet.de wissen heilpflanzenlexikon heilpflanzen-a-z pfefferminze.html>Menthol auf die Quaddeln aufgetragen werden. Auch die Einnahme von nicht sedierenden Antihistaminika kann bei Nesselsucht helfen. Antihistaminika hemmen das Gewebshormon Histamin, dessen fehlerhafte Ausschüttung die Bildung der typischen Quaddeln einer Nesselsucht hervorruft.

In Deutschland zugelassene Wirkstoffe der nicht sedierenden Antihistaminika sind:

  • <link https: www.aponet.de wissen arzneimitteldatenbank suchergebnis desloratadin.html>Desloratadin
  • <link https: www.aponet.de wissen arzneimitteldatenbank suchergebnis cetirizin.html>Cetirizin
  • <link https: www.aponet.de wissen arzneimitteldatenbank suchergebnis ebastin.html>Ebastin
  • <link https: www.aponet.de wissen arzneimitteldatenbank suchergebnis loratadin.html>Loratadin
  • <link https: www.aponet.de wissen arzneimitteldatenbank suchergebnis mizolastin.html>Mizolastin
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  • <link https: www.aponet.de wissen arzneimitteldatenbank suchergebnis levocetirizin.html>Levocetirizin
  • <link https: www.aponet.de wissen arzneimitteldatenbank suchergebnis fexofenadin.html>Fexofenadin

Wenn die Beschwerden der Nesselsucht nach zwei Wochen trotz dieser Behandlung nicht nachlassen, ist es möglich, die Dosierung deutlich (bis zur vierfachen Tagesdosis) zu erhöhen, um eine Besserung zu erzielen. Bei länger anhaltenden und stärkeren Beschwerden und anderen Formen der Nesselsucht, wie zum Beispiel bei der chronischen spontanen Nesselsucht, kann eine Behandlung mit weiteren Medikamenten notwendig sein.

Wenn auch die erhöhte Dosis nach vier Wochen nicht hilft, können Präparate mit den Wirkstoffen Omalizumab, Ciclosporin A oder Montelukast verabreicht werden. Omalizumab neutralisiert im Körper ein bestimmtes Eiweiß, das die Histaminausschüttenden Mastzellen im Körper aktiviert. Ciclosporin A und Montelukast sind nicht für die Behandlung von Nesselsucht zugelassen. Da sie trotzdem Wirkung gegen die Beschwerden zeigen, kann der Arzt sie im sogenannten Off-Label-Use (nicht bestimmungsgemäßer Gebrauch) verordnen.
Ciclosporin A unterdrückt die Abwehrreaktion des Körpers. Montelukast wirkt entzündungshemmend. Bei starken Beschwerden kann der Arzt erwägen, über wenige Tage Kortison verordnen.

Wer unter einer schweren chronischen spontanen Nesselsucht leidet, sollte immer ein Notfallset mit sich führen, in dem Medikamente wie ein schnellwirksames Kortisonpräparat und ein Antihistaminikum enthalten sind. So kann bei plötzlich auftretenden Symptomen einer spontanen Nesselsucht wie Schleimhautschwellungen mit Schluckbeschwerden und Atemnot schnell eine Behandlung erfolgen.

Physikalische Formen wie Urticaria factitia, Wärme- oder Kälteurtikaria behandeln

Auch bei physikalischen Formen der Nesselsucht, wie zum Beispiel der Druckurtikaria (Urticaria factitia) oder der Kälteurtikaria gilt es zunächst, auslösende Faktoren zu meiden und damit eine Behandlung zu umgehen. Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, die Erschöpfungsphase der Mastzellen zu nutzen, um die Toleranzschwelle heraufzusetzen. Dazu setzen sich Patienten regelmäßig den Nesselsucht auslösenden Reizen aus. Die Reize sollten bei dieser Behandlung so schwach sein, dass sie keine ausgeprägten Beschwerden hervorrufen, so zum Beispiel leichter Druck auf der Haut bei der Urticaria factitia oder kurze Kälteimpulse bei der Kälteurtikaria. Diese sogenannte Gewöhnungstherapie sollte mit dem behandelnden Arzt abgesprochen und von ihm angeleitet werden.

© aponet.de

Letzte Aktualisierung: Mai 2017

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