Diverse Studien haben bereits belegt, dass Augentropfen mit Atropin, ein Inhaltsstoff der Tollkirsche, Kurzsichtigkeit bei Kindern verlangsamen kann. Bislang gab es jedoch nur individuell hergestellte Rezepturen mit Atropin. Das ändert sich ab sofort: Die EU-Kommission hat nun erstmals ein Atropinsulfat-haltige Augentropfen (Ryjunea®) für Kinder zugelassen. Deutschland ist das erste Land, in dem der Hersteller Santen Pharmaceutical das Präparat eingeführt hat.
Angewendet werden die Augentropfen einmal täglich abends. Sie sind zugelassen für Kinder im Alter von 3 bis 14 Jahren, bei denen eine Kurzsichtigkeit zwischen -0,5 und -6,0 Dioptrien vorliegt und die innerhalb eines Jahres um mindestens 0,5 Dioptrien zugenommen hat. Die Augentropfen sind verschreibungspflichtig.
Gute Verträglichkeit – aber ärztlich begleiten lassen
Zugelassen ist die 0,01-prozentige Lösung. Häufige Nebenwirkungen waren Lichtempfindlichkeit, verschwommenes Sehen und Augenreizungen. Wie genau Atropin das Augenwachstum beeinflusst, ist bislang nicht vollständig geklärt. Vermutet wird eine Wirkung auf die äußere Augenhaut (Sklera), die das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit bremsen könnte.
Wichtig bleibt die frühzeitige augenärztliche Untersuchung: Idealerweise findet diese zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr statt, spätestens vor der Einschulung. Besonders dann, wenn beide Elternteile Brillenträger sind.
Wie wirksam sind die Augentropfen?
Die Zulassung basiert auf der internationalen STAR-Studie mit 847 Kindern im Alter von 3 bis 14 Jahren. Die teilnehmenden Kinder erhielten über bis zu 48 Monate entweder eine niedrig dosierte Atropinlösung (0,01 % oder 0,03 %) oder eine wirkstofffreie Tropfenlösung. Das Ergebnis: Während sich die Sehkraft in der Placebo-Gruppe durchschnittlich um -2,70 Dioptrien verschlechterte, lag dieser Wert in den Wirkstoffgruppen bei -2,50 bzw. -2,44 Dioptrien. Auch wenn die Unterschiede auf den ersten Blick gering erscheinen, ist bei Kurzsichtigkeit jede Verlangsamung medizinisch wertvoll.