Apotheker Rüdiger Freund
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07.05.2025 08:03 Uhr
Osteoporose ist eine chronische Skeletterkrankung, bei der die Knochendichte abnimmt und die Knochen an Stabilität verlieren. Dadurch steigt das Risiko für Knochenbrüche (Frakturen), insbesondere an Wirbelsäule, Hüfte und Handgelenken. Die Erkrankung entwickelt sich meist schleichend und bleibt lange unbemerkt, bis es zu einem ersten Bruch kommt.
Besonders betroffen sind ältere Menschen, Frauen nach den Wechseljahren und Personen mit bestimmten Risikofaktoren. Die Behandlung besteht aus einer Kombination von Bewegung, gesunder Ernährung, Vitamin-D und Calcium sowie in schweren Fällen Medikamenten, die den Knochenabbau verlangsamen oder den Aufbau fördern. Eine frühzeitige Prävention ist entscheidend, um das Risiko für Knochenbrüche zu minimieren.
Symptome von Osteoporose
Osteoporose entwickelt sich oft über Jahre unbemerkt, da der Knochenabbau schmerzlos verläuft. Erste Anzeichen treten meist erst auf, wenn die Knochendichte bereits stark gesunken ist und sich das Frakturrisiko erhöht.
Typische Symptome von Osteoporose
- Knochenbrüche ohne ersichtlichen Grund, besonders an Wirbelsäule, Hüfte, Handgelenk oder Rippen.
- Rückenschmerzen durch Wirbelkörperbrüche oder Veränderungen der Wirbelsäule.
- Verlust an Körpergröße durch Einsinken der Wirbelkörper.
- Vermehrte Rundrückenbildung („Witwenbuckel“) und gebeugte Haltung durch Wirbelverformungen.
- Verminderte Belastbarkeit der Knochen kleine Stöße oder Stürze führen schneller zu Brüchen.
- Muskelschwäche durch veränderte Körperhaltung
Verlauf
Ohne gezielte Behandlung sinkt die Knochendichte immer weiter, wodurch die Knochen porös und brüchig werden. Mit fortschreitendem Knochenabbau steigt das Risiko für Spontanfrakturen, die bereits durch alltägliche Belastungen wie leichtes Heben oder Anstoßen entstehen können. Besonders betroffen sind die Wirbelkörper, die unter der verminderten Stabilität leiden.
Zudem treten chronische Schmerzen auf, die die Beweglichkeit weiter einschränken und das Sturzrisiko erhöhen. In schweren Fällen führt Osteoporose zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Selbstständigkeit und kann eine Pflegebedürftigkeit zur Folge haben.
Mit der richtigen Therapie kann der Knochenabbau gehemmt und in manchen Fällen sogar ein gewisser Knochenaufbau gefördert werden. Wer frühzeitig aktiv wird, kann nicht nur seine Knochendichte besser erhalten, sondern auch seine Beweglichkeit und Lebensqualität langfristig sichern.
Ursachen von Osteoporose
Osteoporose entsteht, wenn das Gleichgewicht zwischen dem natürlichen Knochenaufbau und Knochenabbau gestört ist. Während im jungen Alter ständig neues Knochengewebe gebildet wird, überwiegt ab dem 35. bis 40. Lebensjahr der Abbau. In manchen Fällen geschieht dies jedoch übermäßig schnell, wodurch die Knochendichte stark abnimmt. Je nach Ursache unterscheidet man zwischen primärer und sekundärer Osteoporose.
Die primäre Osteoporose ist mit circa 95 Prozent der Fälle die häufigste Form und tritt meist im höheren Lebensalter auf. Sie entsteht ohne erkennbare Grunderkrankung, hauptsächlich durch natürliche Alterungsprozesse oder hormonelle Veränderungen.
Ursachen und Risikofaktoren für primäre Osteoporose
Postmenopausale Osteoporose (Typ I)
Betrifft Frauen nach den Wechseljahren, da der sinkende Östrogenspiegel den Knochenabbau beschleunigt.
Besonders betroffen sind die Wirbelsäule, Hüfte und Handgelenke.
Senile Osteoporose (Typ II)
Entwickelt sich durch den natürlichen Knochenabbau im Alter, meist ab 70 Jahren.
Betrifft Männer und Frauen gleichermaßen.
Mangel an Calcium und Vitamin-D spielt eine entscheidende Rolle.
Ursachen und Risikofaktoren für sekundäre Osteoporose
- Hormonelle Erkrankungen wie
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) – steigert den Knochenstoffwechsel und fördert den Abbau.
- Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreoidismus) – führt zu übermäßiger Calciumfreisetzung aus den Knochen.
- Diabetes mellitusTyp 1 – beeinträchtigt die Knochendichte durch gestörten Zuckerstoffwechsel
- Diabetes mellitus Typ 2 – führt zwar sogar zu einer höheren Knochendichte, doch zu einer niedrigeren Knochenqualität und erhöhter Sturzgefahr (diabetische Neuropathie).
- Magen-Darm-Erkrankungen wie
- Morbus Crohn, Zöliakie, chronische Darmerkrankungen – beeinträchtigen die Nährstoffaufnahme (Calcium, Vitamin-D).
- Chronische Nierenerkrankungen – können den Knochenstoffwechsel negativ beeinflussen.
- Langfristige Medikamenteneinnahmen
- Kortison (Glukokortikoide, z. B. bei Asthma, Rheuma) – hemmt die Knochenneubildung und fördert den Abbau.
- Protonenpumpenhemmer (Magensäureblocker, z. B. Pantoprazol) – reduzieren die Calciumaufnahme.
- Krebsmedikamente, Antidepressiva oder Blutverdünner können das Osteoporoserisiko erhöhen.
- Ungesunde Lebensweise:
- Nikotin, übermäßiger Alkoholkonsum und Bewegungsmangel fördern den Knochenabbau.
- Calcium- und Vitamin-D-Mangel können durch schlechte Ernährung oder zu wenig Sonnenlicht verstärkt werden.
Diagnose
Osteoporose wird oft erst erkannt, wenn ein Bruch ohne ersichtlichen Grund auftritt. Um die Erkrankung zu diagnostizieren, erhebt der Arzt oder die Ärztin zunächst eine Anamnese, bei der persönliche Risikofaktoren wie frühere Frakturen, familiäre Vorbelastung, Ernährungsgewohnheiten, Bewegung und Medikamenteneinnahme abgefragt werden. Das individuelle Frakturrisiko kann mit dem FRAX-Score berechnet werden.
Die wichtigste Untersuchung ist die Knochendichtemessung (DXA-Messung). Sie misst die Knochendichte an Hüfte und Lendenwirbelsäule. Der T-Wert zeigt an, ob Osteoporose vorliegt:
- T-Wert ≥ -1,0 → normale Knochendichte
- T-Wert zwischen -1,0 und -2,5 → Osteopenie (Vorstufe der Osteoporose)
- T-Wert ≤ -2,5 → Osteoporose
Zusätzlich können Bluttests helfen, Ursachen für Osteoporose abzuklären. Wichtige Werte sind Calcium, Vitamin-D, Parathormon, Schilddrüsenhormone und Knochenumbau-Marker. Bei Verdacht auf Frakturen oder bereits bestehenden Haltungsschäden können Röntgen, CT oder MRT zur weiteren Abklärung genutzt werden.
Therapie: So wird Osteoporose behandelt
Eine gezielte Behandlung wird empfohlen, wenn die Knochendichtemessung (DXA) einen T-Wert von ≤ -2,5 zeigt (diagnostizierte Osteoporose), bereits Knochenbrüche ohne größere Belastung aufgetreten sind oder ein hohes Frakturrisiko besteht, z. B. durch den FRAX-Score.
Basistherapie:
- Ausreichende Calcium- und Vitamin-D-Zufuhr: Calcium 1000–1200 mg und Vitamin D 800–1000 internationale Einheiten täglich.
- Regelmäßige Bewegung: Kraft- und Balance-Training stärken Muskeln und Knochen und senken das Sturzrisiko.
- Sturzprävention: Sicheres Wohnumfeld, gute Beleuchtung, rutschfeste Matten und geeignete Schuhe.
- Verzicht auf Alkohol und Nikotin: Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum fördern den Knochenabbau.
Medikamentöse Therapie bei hohem Frakturrisiko:
- Bisphosphonate (z. B. Alendronat, Zoledronat): Verlangsamen den Knochenabbau, indem sie knochenabbauende Zellen (Osteoklasten) hemmen. Einnahme als Tablette oder Infusion, oft als erste Wahl empfohlen.
- Denosumab: Wirkstoff, der die Knochenresorption hemmt – wird als Spritze verabreicht. Alternative bei Unverträglichkeit von Bisphosphonaten.
- Selektive Östrogenrezeptormodulatoren (SERMs, z. B. Raloxifen): Vor allem für Frauen nach den Wechseljahren zur Erhaltung der Knochendichte.
- Parathormon-Analoga (z. B. Teriparatid, Abaloparatid): Fördern aktiv den Knochenaufbau, werden meist bei schwerer Osteoporose eingesetzt.
- Romosozumab: Neues Medikament, das sowohl den Knochenaufbau anregt als auch den Abbau hemmt.
Was die Apotheke rät
- Auf Alkohol und Nikotin verzichten.
- Auf eine ausreichende Versorgung mit Calciumzum Beispiel durch Milchprodukte, grünes Gemüse, Nüsse und Vitamin D durch Sonnenlicht oder Nahrungsergänzung achten.
- Stolperfallen vermeiden, rutschfeste Teppiche und Haltegriffe nutzen.
- Kräftigungs- und Gleichgewichtstraining zur Sturzvermeidung.
- Frauen ab 65 und Männer ab 70 Jahren sollten ihre Knochendichte regelmäßig überprüfen lassen.
Osteoporose kurz zusammengefasst
- Osteoporose bleibt oft lange unbemerkt und wird häufig erst durch Knochenbrüche diagnostiziert.
- Regelmäßige Bewegung, eine gesunde Ernährung und Vitamin D spielen eine entscheidende Rolle in der Prävention.
- Eine frühe Diagnose kann helfen, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.
- Medikamentöse Therapien können den Knochenabbau hemmen oder den Knochenaufbau fördern.
Quellen