Schilddrüsenunterfunktion: Symptome, Folgen und Behandlung

Natascha Schleif  |  07.06.2025 08:27 Uhr

Die Schilddrüsenunterfunktion – medizinisch Hypothyreose – ist eine häufige Stoffwechselstörung, bei der die Schilddrüse zu wenig Hormone produziert. Erfahren Sie, wie sich eine Unterfunktion bemerkbar macht, welche Folgen sie haben kann und wie Ernährung, Tests und Medikamente die Behandlung unterstützen.

Frau, ist müde.
Antriebslosigkeit, starke Müdigkeit und depressive Symptome können auch auf eine Unterfunktion der Schilddrüse hindeuten.
© TatyanaGl/iStockphoto
Inhaltsverzeichnis

Die Schilddrüse ist ein kleines, schmetterlingsförmiges Organ am Hals – aber sie steuert große Teile unseres Stoffwechsels, Kreislaufs und Energiehaushalts. Produziert sie zu wenig Hormone (vor allem T3 und T4), spricht man von einer Schilddrüsenunterfunktion oder Hypothyreose.

Die Folge: Der Körper arbeitet langsamer – Betroffene fühlen sich oft müde, kälteempfindlich und antriebslos, der Stoffwechsel läuft auf Sparflamme. Auch Haut, Haare, Verdauung und Psyche können betroffen sein.

Eine Unterfunktion kann angeboren oder erworben sein, zum Beispiel durch eine Autoimmunerkrankung (Hashimoto-Thyreoiditis), eine Operation oder Jodmangel. In Deutschland sind schätzungsweise 4 bis 8 Millionen Menschen betroffen, Frauen deutlich häufiger als Männer. 

Die Erkrankung ist meist nicht heilbar, aber gut behandelbar – durch die regelmäßige Zufuhr von Schilddrüsenhormonen in Tablettenform.

Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion

Eine Schilddrüsenunterfunktion entwickelt sich meist langsam und schleichend. Viele Betroffene bemerken die Beschwerden erst spät – oder halten sie zunächst für Stress, Wetter oder das Alter. Die Symptome sind vielfältig, da Schilddrüsenhormone viele Körperfunktionen beeinflussen.

Typische Anzeichen einer Schilddrüsenunterfunktion

  • Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche
  • Frieren, Kälteempfindlichkeit
  • Gewichtszunahme trotz unveränderter Ernährung
  • Trockene Haut, brüchige Haare und Nägel
  • Verstopfung
  • Langsamer Puls, niedriger Blutdruck
  • Heisere Stimme
  • Raue Haut
  • Menstruationsstörungen oder unerfüllter Kinderwunsch
  • Depressive Verstimmungen
  • Reizbarkeit

Bei älteren Menschen können die Symptome leicht fehlinterpretiert werden – zum Beispiel als allgemeine Schwäche, Vergesslichkeit oder Älterwerden. Deshalb bleibt die Erkrankung bei ihnen manchmal lange unerkannt.

Verlauf

Wird eine Schilddrüsenunterfunktion nicht erkannt oder behandelt, kann sie sich langsam verschlimmern – oft über Monate oder Jahre hinweg. Der Körper arbeitet dabei dauerhaft unter seinem normalen Tempo. Das kann die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen.

Mögliche Folgen einer unbehandelten Hypothyreose

  • Zunehmende körperliche und geistige Erschöpfung
  • Kreislaufprobleme, verlangsamter Herzschlag
  • Gewichtszunahme und Stoffwechselstörungen
  • Zyklusstörungen oder unerfüllter Kinderwunsch
  • Verstärkte depressive Symptome
  • Erhöhte Cholesterinwerte und damit langfristig ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

In extremen Fällen – etwa bei älteren Menschen mit schwerer, unerkannter Unterfunktion – kann es zu einer Myxödemkrise kommen: einem seltenen, aber lebensbedrohlichen Notfall mit starker Unterkühlung, Bewusstseinseintrübung und verlangsamter Atmung.

Mit einer gut eingestellten Therapie lassen sich die Symptome aber meist vollständig zurückbilden, und die Betroffenen können ein ganz normales Leben führen.

Ursachen

Die Schilddrüsenunterfunktion kann durch verschiedene Auslöser entstehen – je nachdem unterscheidet man mehrere Formen

Bei der Hashimoto-Thyreoiditis handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem irrtümlich Schilddrüsengewebe angreift und zerstört. Die Folge ist ein schleichender Rückgang der Hormonproduktion. Hashimoto ist in Deutschland die häufigste Ursache für eine Unterfunktion und betrifft vor allem Frauen.

Weitere Ursachen:

  • Jodmangel: Der Körper braucht Jod zur Bildung von Schilddrüsenhormonen. Ein chronischer Mangel kann die Schilddrüse schwächen.
  • Operative Entfernung der Schilddrüse: zum Beispiel nach Knoten, Tumoren oder Basedow-Erkrankung.
  • Radiojodtherapie oder Bestrahlung: zum Beispiel bei Schilddrüsenüberfunktion oder Krebs.
  • Medikamente: zum Beispiel Lithium, Amiodaron oder bestimmte Krebsmedikamente.
  • Angeborene Unterfunktion (kongenital): Wird heute durch das Neugeborenen-Screening früh erkannt.

Risikofaktoren:

  • Weibliches Geschlecht
  • Familiäre Vorbelastung
  • Andere Autoimmunerkrankungen (z. B. Typ-1-Diabetes, Zöliakie)
  • Lebensabschnitte mit hormonellen Umstellungen (z. B. nach der Entbindung, in den Wechseljahren)

Diagnose

Der Verdacht auf eine Schilddrüsenunterfunktion ergibt sich oft durch die typischen Beschwerden – besonders wenn mehrere Symptome gleichzeitig auftreten. Eine einfache Blutuntersuchung liefert dann schnell Gewissheit.

Wichtige Laborwerte:

  • TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon): Wird in der Hirnanhangdrüse gebildet und regt die Schilddrüse zur Hormonproduktion an. Bei einer Unterfunktion ist der TSH-Wert meist erhöht.
  • fT3 und fT4 (freie Schilddrüsenhormone): Diese Werte zeigen, wie viel aktives Hormon tatsächlich im Blut vorhanden ist – bei einer Unterfunktion oft erniedrigt.
  • Antikörpernachweis (z. B. TPO-AK): Bei Verdacht auf Hashimoto können bestimmte Autoantikörper im Blut nachgewiesen werden.

Weitere Untersuchungen:

  • Ultraschall der Schilddrüse zur Beurteilung von Größe, Struktur und Knoten
  • Szintigrafie bei speziellen Fragestellungen, zum Beispiel zur Abklärung von „kalten“ oder „heißen“ Knoten

Je früher eine Unterfunktion erkannt wird, desto schneller kann die passende Behandlung starten – und viele Beschwerden lassen sich rückgängig machen.

Therapie: So lässt sich eine Schilddrüsenunterfunktion behandeln

Die Schilddrüsenunterfunktion lässt sich in den meisten Fällen einfach und zuverlässig behandeln – durch die tägliche Einnahme von Schilddrüsenhormonen in Tablettenform. Ziel ist es, den Hormonmangel auszugleichen und die Stoffwechselfunktion zu normalisieren.

Standardtherapie:

  • Levothyroxin(T4): Ein synthetisch hergestelltes Hormon, das dem natürlichen Schilddrüsenhormon entspricht. Es wird morgens auf nüchternen Magen eingenommen – etwa 30 Minuten vor dem Frühstück.
  • Die Dosis wird individuell angepasst, je nach Alter, Gewicht, Beschwerden und Blutwerten. Anfangs sind engmaschige Kontrollen wichtig.
  • Die Tabletten sollten immer zur gleichen Tageszeit, möglichst ohne andere Medikamente, eingenommen werden.
  • Regelmäßige Kontrollen der Blutwerte (v. a. TSH) helfen, die richtige Dosis zu finden und Über- oder Unterdosierung zu vermeiden.

Die Behandlung ist in der Regel lebenslang, kann aber gut an Veränderungen (z. B. Schwangerschaft, Gewichtsveränderung, Wechseljahre) angepasst werden.

Bei Hashimoto-Thyreoiditis kann die Schilddrüsenfunktion langsam weiter abnehmen – daher sind langfristige Kontrollen wichtig.

Eine spezielle Diät ist bei Hypothyreose nicht nötig – aber es gibt einige Dinge, die die Behandlung unterstützen oder die Wirkung der Medikamente beeinflussen können.

  • Jodarme Ernährung kann bei Hashimoto sinnvoll sein – bitte individuell ärztlich abklären.
  • Einige Lebensmittel können die Aufnahme von Levothyroxin hemmen, z. B. Milchprodukte, eisen- oder calciumreiche Nahrung, Soja oder Vollkornprodukte – idealerweise mehrere Stunden Abstand zur Tabletteneinnahme einhalten.
  • Goitrogene Lebensmittel wie Kohl, Hirse oder Soja können bei übermäßigem Verzehr die Jodaufnahme hemmen – in gekochter Form und in Maßen sind sie aber meist unproblematisch.
  • Eine ausgewogene Ernährung, Bewegung und ein stabiles Körpergewicht unterstützen zusätzlich den Stoffwechsel.

Was die Apotheke rät

  • Levothyroxin sollte immer nüchtern eingenommen werden – morgens, etwa 30 Minuten vor dem Frühstück, mit ausreichend Wasser.
  • Halten Sie einen zeitlichen Abstand zu Eisen, Calcium, Antazida oder ballaststoffreicher Nahrung, um die Aufnahme nicht zu stören.
  • Lassen Sie sich zur richtigen Lagerung und Einnahmezeit beraten – auch bei Reisen oder bei Zeitumstellung.
  • Wer mehrere Medikamente nimmt, kann sich in der Apotheke zu möglichen Wechselwirkungen informieren.
  • Nahrungsergänzungsmittel wie Selen oder Jod nicht ohne ärztliche Rücksprache einnehmen – vor allem bei Hashimoto kann zu viel Jod problematisch sein.

Schilddrüsenunterfunktion kurz zusammengefasst

  • Bei einer Schilddrüsenunterfunktion produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone, was den Stoffwechsel verlangsamt.
  • Typische Beschwerden sind Müdigkeit, Kälteempfindlichkeit, Gewichtszunahme und Konzentrationsprobleme.
  • Die häufigste Ursache ist die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis.
  • Die Behandlung erfolgt in der Regel lebenslang mit dem Schilddrüsenhormon Levothyroxin.
  • Mit der richtigen Einstellung sind die Symptome meist gut kontrollierbar – regelmäßige Kontrollen sind wichtig.

Zuletzt aktualisiert: 02.06.2025

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