Fitnesstracker messen die Herzfrequenz. Ist es damit möglich, auch den Verlauf einer Schwangerschaft zu erkennen? Dieser Frage ging ein US-Forschungsteam nach. „Tragbare Geräte („Wearables“) bieten eine einzigartige Gelegenheit, innovative Lösungen für die hohe Zahl ungünstiger Schwangerschaftsausgänge in den USA zu entwickeln“, betont Co-Autor Giorgio Quer vom Scripps Research Institute in einer Mitteilung zur Veröffentlichung.
Für die Forschung hatten 108 Frauen ihre Daten von drei Monaten vor der Schwangerschaft bis sechs Monaten nach der Geburt via „PowerMom“, einer digitalen Plattform, zur Verfügung gestellt. Erfasst hatten sie die Daten mithilfe handelsüblicher Fitness-Tracker wie einer Apple-Watch, Garmin oder Fitbit.
Zusammenhang zwischen Herzfrequenz und Schwangerschaftsverlauf
Die Auswertung zeigte: Während der frühen Schwangerschaft (Woche 5 bis 9) sinkt die Herzfrequenz zunächst leicht, um dann bis kurz vor der Geburt kontinuierlich anzusteigen – im Schnitt bis zu 9,4 Schläge pro Minute über dem Ausgangswert. Nach der Geburt fällt die Herzfrequenz ab und stabilisiert sich nach etwa sechs Monaten. Zusätzlich erfassten die Forschenden Schlaf- und Aktivitätsmuster und verglichen ihre Ergebnisse mit bekannten Hormonverläufen, um die Zusammenhänge zu bestätigen.
Herzfrequenzmuster liefern Hinweise auf Komplikationen
„Die Entdeckung des Zusammenhangs zwischen Herzfrequenz und Hormonveränderungen könnte neue Wege eröffnen, um den Beginn einer Schwangerschaft vorherzusagen oder Anzeichen für unerwünschte Folgen wie Schwangerschaftsdiabetes oder Präeklampsie zu erkennen“, erklärt Co-Autorin Tolúwalàṣẹ Àjàyí. Erste Analysen deuten darauf hin, dass sich bei Schwangerschaften mit Komplikationen andere Herzfrequenzmuster zeigen. Für verlässliche Aussagen sind jedoch größere Studien notwendig.
Digitale Begleitung könnte Versorgungslücken schließen
Jedoch zeichnet sich damit die Möglichkeit ab, die Betreuung werdender Mütter mit Geräten zu verbessern, die bereits verfügbar sind. Besonders in sogenannten „maternal care deserts“ – Regionen, in denen es kaum Zugang zu geburtshilflicher Versorgung gibt – könnte die Technologie eine Lücke schließen.
Quelle: DOI 10.1016/j.ebiom.2025.105888