So viel dürfen Schwangere zunehmen

10, 15 oder 20 Kilogramm? Jeder weiß: Schwangere legen an Gewicht zu. Wir verraten, wie viele Kilos mehr es sein dürfen.

Schwangere Frau sitzt auf einem Medizinball
Durchschnittlich nimmt jede Schwangere monatlich etwa anderthalb Kilo zu.
© Techniker Krankenkasse

"Keine Sorge! Wie bei so vielen Fragen rund um die Schwangerschaft scheint es manchmal, als habe jeder eine andere Meinung", beruhigt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Ein Blick in die Hochglanzmagazine macht es der Durchschnittsfrau nicht leichter. Viele prominente Damen zeigen dort bereits wenige Wochen nach der Schwangerschaft ihr schlank gewordenes, straffes, eigentlich nicht vorhandenes Bäuchlein.

Dass Frauen während der Schwangerschaft zulegen, hat gute Gründe. Allein die Gebärmutter wiegt etwa ein Kilo, die Plazenta rund 500 Gramm, Fruchtwasser ein Kilo und das Baby kurz vor der Geburt normalerweise zwischen 3.000 und 3.500 Gramm. Außerdem wächst die Brust, die Blutmenge im Körper steigt an, und das Gewebe lagert Wasser ein. Diese Wasserreserven dienen als Puffer für Notfälle. Und sie sorgen dafür, dass eine Frau nach der Geburt auch dann stillen könnte, wenn sie zu wenig trinkt.

14 Kilogramm sind normal

Durchschnittlich nimmt jede Schwangere monatlich etwa anderthalb Kilo zu. In den ersten drei Monaten liegt dies kaum am Kind, das bringt nur 50 Gramm auf die Waage. Für das Mehr an Gewicht sorgen vor allem Plazenta, Gebärmutter und Fruchtwasser. Im zweiten Drittel der Schwangerschaft kommen durchschnittlich sechs, zum Schluss fünf Kilogramm dazu. "Im Schnitt macht das etwa 14 Kilo – und die sind ganz normal", beruhigt das IQWiG.

Glaubte man früher noch, während der Schwangerschaft für zwei essen zu müssen, so weiß man heute, dass der Kalorienbedarf Schwangerer nur mäßig ansteigt. Während der Energiebedarf in der ersten Schwangerschaftshälfte nur minimal erhöht ist, sollte eine Schwangere in der zweiten Hälfte maximal 200 bis 300 Kilokalorien pro Tag zusätzlich zu sich nehmen. Stark erhöht sich jedoch der Bedarf an Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen. Besonders wichtig: Folsäure, Eisen, Vitamin B12, Jod und Kalzium. "Während der Schwangerschaft sollte man über den Tag verteilt fünf bis sechs kleinere Mahlzeiten zu sich nehmen", rät die Ernährungswissenschaftlerin Alexandra Krotz von der Techniker Krankenkasse.

Es gibt zwar spezielle Ballaststofflieferanten für eine Therapie von Verstopfungen, doch nicht jeder Mensch verträgt die dafür erforderliche hohe Zufuhr. "Aus diesem Grunde", so Erckenbrecht, "gibt es in Studien zur Ballaststofftherapie Abbruchquoten von ungefähr 70 Prozent."

Alternativ empfehlen sich chemische Abführmittel. Stockt die Verdauung im Enddarmbereich, eignen sich Gleitmittel wie Glycerin oder Sorbitol als Klistier oder Zäpfchen. Zudem gibt es Mittel, die Wasser ins Darminnere ziehen und so das Ausscheiden von Stuhl erleichtern. Zuckerverbindungen wie Lactulose verusachen möglicherweise Blähungen. Gut verträglich ist Macrogol.

Nicht zu viel, nicht zu wenig

"Eine zu große Gewichtszunahme in der Schwangerschaft kann das Wohlbefinden stören. Zudem birgt es ein größeres Risiko für Komplikationen", warnt der Berufsverband der Frauenärzte. So nimmt die Kaiserschnittrate zu. Und auch die Wahrscheinlichkeit, ein sehr großes Kind zu bekommen, steigt an. Ob die Kinder später mehr zu Übergewicht neigen, wissen die Forscher noch nicht.

Aber auch zu wenig darf es nicht sein. Eine Gewichtsabnahme oder Unterernährung können dem heranwachsenden Kind schaden. Häufig, weil es zu früh geboren wird oder ein zu niedriges Geburtsgewicht hat. Selbst auf das Gehirn wirkt sich eine Schwangerschaftsdiät schädlich aus. Dies fand der Jenaer Neurologe Professor Dr. Matthias Schwab heraus. "Während der Schwangerschaft, besonders in der ersten Hälfte, stellt auch eine leichte Reduktion der Energiezufuhr eine Gefährdung für die gesunde Entwicklung des Baby-Gehirns dar."

Peter Erik Felzer

Die Salz- und Wasserabgabe in den Darm sowie die bei Verstopfungen oft verminderte Darmbeweglichkeit steigern beispielsweise Bisacodyl oder Natriumpicosulfat. Für diese Wirkstoffe testeten Forscher in Studien, ob es zur Gewöhnung des Darms an Abführmittel kommt. An dauerhafter Verstopfung leidende Studienteilnehmer durften selbst entscheiden, wie viel des jeweiligen Mittels sie nehmen. Statt immer mehr einzunehmen, senkten viele Teilnehmer im Laufe von vier Wochen Dauertherapie die Dosis. Bei einer Gewöhnung des Darms an die Substanzen würden sie die Dosis eher steigern. Auch zu Durchfällen oder Kaliumverlusten kommt es bei bestimmungsgemäßem Gebrauch der Abführmittel nicht. Daher empfehlen Experten wie Erckenbrecht die gut verträglichen Wirkstoffe auch für eine längere Anwendung.

Also kein Grund zum Verzweifeln auf dem stillen Örtchen. Vor der Selbstbehandlung von Verstopfungen mit Mitteln aus der Apotheke aber den Besuch beim Arzt nicht vergessen.

Dr. Frank Schäfer

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