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Sonne für die Gesundheit

Apotheker Fabian Henkel  |  07.08.2021

Die Sonne: Ihr Licht und ihre Wärme sorgen für das Wohlergehen sowie die Gesundheit von Körper und Psyche. Ihre heilsamen Wirkungen sind vielfältiger als gedacht.

Junge Frau, Sonne von hinten.
Sonne tut nicht nur der Seele gut, sondern hat auch zahlreiche positive Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit - sofern man es nicht übertreibt.
© MamikaStock/iStockphoto

Ein sachter Windstoß lässt die Vorhänge kurz auseinanderwehen, und die Morgensonne blinzelt für einen Moment ins Schlafzimmer. "Aufstehen", denkt sich Ingeborg, 67, "fällt doch viel leichter, wenn morgens schon die Sonne scheint." Schnell sind die müden Knochen vergessen und erste Tagesziele vor Augen: Frühstücken − natürlich in der Sonne. Dann geht es mit ihrem Mann einkaufen für das Grillen am Abend. Sonnenschein hebt das Gemüt. Auch wenn das als Binsenweisheit gilt, wird es einem doch jedes Jahr aufs Neue klar, sobald der Sommer mit der Sonne seinen größten Trumpf ausspielt. Sie steigert jedoch nicht nur die Stimmung, ihre Strahlen können auch heilen. Heilsames Licht eben. Zunächst aber einmal: Was ist das überhaupt, Sonnenstrahlung? Die Sonne, Millionen Kilometer von der Erde entfernt, sendet ja nicht nur sichtbares Licht als Taktgeber für unser Leben. Ihre Strahlung beinhaltet weit mehr. Das sichtbare Licht macht nur einen Teil des gesamten Strahlenspektrums aus. Daran schließt sich zum einen die nicht sichtbare infrarote Strahlung (IR) an, die man als Wärme spürt. Zum anderen gibt es die ebenfalls unsichtbare ultraviolette Strahlung (UV), die beispielsweise für Sonnenbrand sorgt. Meist ist nur ein Anteil des Lichts für eine bestimmte gesundheitliche Wirkung verantwortlich.

Ohne Sonne kein Vitamin D

Eine wichtige Aufgabe: Die Sonnenstrahlung hilft bei der körpereigenen Produktion von Vitamin D. Der auch Sonnenvitamin genannte Vitalstoff entsteht in der Haut, wenn sie über das Sonnenlicht ausreichend UV-Strahlung abbekommt. Das erklärt auch, warum in dunklen Wintermonaten ein Vitamin-D-Mangel eher auftritt. Das Vitamin hat vielfältige Funktionen im menschlichen Körper. Es stärkt das Immunsystem und die Knochen, da es die Verwertung von Calcium fördert.Von daher tut Ingeborg gut daran, beim Frühstück Sonne zu tanken. Lange muss sie das allerdings nicht tun. Der Körper kann Vitamin D speichern und braucht das Sonnenlicht zur dessen Synthese nicht sehr lange. Hier gilt der in der Medizin viel zitierte Satz "Die Dosis macht das Gift." Ein Zuviel an Sonne kann nämlich auch schaden. 

Doch wie viel Sonne soll es sein? Das Bundesamt für Strahlenschutz gibt dazu im Internet den Hinweis, dass es für eine ausreichende Vitamin-D-Synthese nach derzeitigen Erkenntnissen genüge, Gesicht, Hände und Arme unbedeckt und ohne Sonnenschutz zwei- bis dreimal pro Woche der Hälfte der minimalen sonnenbrandwirksamen UV-Dosis auszusetzen. Mit anderen Worten: Man bleibt für etwa die Hälfte der Zeit in der Sonne, in der man sonst ungeschützt einen leichten Sonnenbrand bekommen würde. Im Winter genügt die Sonnenstrahlung für eine ausreichende Vitamin-D-Bildung nicht mehr. Dann lebt man von gespeicherten Vorräten des Vitalstoffs oder man muss ihn zuführen, wenn ein Mangel droht. Das kann bei bei Senioren oder bei Personen der Fall sein, die auch im Sommer kaum nach draußen gehen und die Vitamin-D-Speicher nicht füllen. Ärzte und Apotheker beraten dazu.

Sonnenlicht hilft heilen

Wohldosiert hat Sonnenlicht eine heilsame Wirkung bei einer ganzen Reihe von Hauterkrankungen. So kann Tageslicht – nach Vorbehandlung der Haut − im Rahmen der sogenannten photodynamischen Therapie von Hautkrebsvorstufen eingesetzt werden. Speziell die UV-Strahlen kommen bei der Behandlung entzündlicher Hauterkrankungen wie Schuppenflechte und Neurodermitis infrage, denn sie reduzieren Juckreiz und vermindern die übersteigerte Bildung von Hautzellen bei Schuppenflechte. Kombiniert man die UV-Bestrahlung mit einem Stoff, der die Haut absichtlich lichtempfindlicher macht, spricht man von der PUVA-Therapie. Aber nicht nur die Haut profitiert von der Sonne. Ingeborgs Mann Willi, 69, hat Bluthochdruck. Daher freut ihn eine Meldung im Radio, die er auf dem Weg zum Einkaufen gehört hat: Ein Bad in der Sonne beim Frühstück könne dazu beitragen, den Blutdruck zu senken. Wie das? Dahinter steckt eine weitere heilsame Wirkung von Sonnenlicht, wie britische Forscher herausfanden. In einer kleinen Studie stellten sie fest, dass UV-Strahlen bei den Testpersonen kleine Mengen des chemischen Botenstoffs Stickstoffmonoxid aus der Haut in den Kreislauf freisetzten, wo er den Spannungszustand der Blutgefäße verringerte. Dies erweiterte die Blutgefäße und senkte den Blutdruck. Den britischen Forschern zufolge passt das zu der Erkenntnis, dass die Zahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Winter und in äquatorfernen
Regionen mit geringerer UV-A-Strahlung höher liegt.

Lichttherapie gegen Winterdepressionen

Auch Menschen mit einer saisonalen Depressionsform, der sogenannten Winterdepression, können von Licht profitieren. Die UV-Strahlung spielt dabei allerdings keine Rolle. Speziell für solche Patienten entwickelte Lampen, auch "Lichtduschen" genannt, filtern diese Strahlen sogar gezielt heraus. Wichtig: Die genutzten Lampen müssen ausreichend hell sein, deutlich heller als ein Glühbirne (mindestens 2 500 Lux bis 10 000 Lux). Das Licht muss auf die Netzhaut des Auges fallen, man darf aber nicht direkt hineinsehen. Diese Lichttherapie lindert depressive Symptome.

Blaues Licht wiederum machen sich Ärzte zunutze, um Neugeborenen-Gelbsucht zu heilen. Ist bei den neuen Erdenbürgern ein bestimmter Blutwert zu hoch, das Bilirubin, drohen Hirnschäden. Bestrahlt man die Kleinen mit blauem Licht wird das aus der Leber stammende Blutabbauprodukt Bilirubin so umgewandelt, dass der Körper es ausscheiden kann. Von Neugeborenen zurück zu Ingeborg und Willi: Am Abend dann, der Geruch von gegrillten Würstchen liegt über dem Rasen, fällt die tief stehende Julisonne durch das Blättergrün. Das Paar sieht sich an. Auch wenn die Coronavirus-Krise viel verändert hat, die wohltuende Wirkung der Sonne aufs Gemüt zählt sicherlich nicht dazu. 

Wo Licht ist, ist auch Schatten

Bei allem Lobgesang auf die Sonne kommt man an ein paar mahnenden Worten nicht vorbei. Sonnenstrahlung kann schädliche Wirkungen hervorrufen, vor allem an der Haut und auch in den Augen. Wer aber das ABC des Sonnenschutzes beherzigt, kann sich beruhigt zurücklehnen. Das ABC reicht von A wie "Ausweichen" über B wie "Bedecken" und C wie "Cremen". Die Tipps im Detail:

A wie Ausweichen

  • Die Mittagssonne (zwischen 11 und 15 Uhr) meiden, sie gilt als besonders intensiv und schädlich.

  • In den Schatten umziehen. Doch Vorsicht: Die Belastung im Halbschatten wird oft unterschätzt.

B wie Bedecken

  • Kleidung bietet Schutz – je dichter gewebt, desto besser. Zudem gibt es spezielle Kleidung mit UV-Lichtschutzfaktor, nasse Kleidung schützt schlechter.
  • Den Kopf, den Nacken und ein wenig auch das Gesicht durch eine geeignete Kopfbedeckung vor Sonnenlicht abzuschirmen, schützt vor Hautschäden, aber auch vor einem Sonnenstich. Das gilt besonders für Männer mit lichtem Haar oder einer Glatze.
  • Sonnenbrillen zu tragen, schützt die Augen, denn auch für sie ist zu viel Sonne gefährlich.

C wie Cremen

  • Beim Eincremen auf ausreichenden Lichtschutzfaktor (je nach Hauttyp) und auf eine ausreichende Menge achten. Apotheker beraten dazu. Ein Zuwenig kann die Schutzwirkung erheblich verkürzen, und man muss alle unbedeckten Hautpartien eincremen.
  • Menschen mit Neigung zu Mallorca-Akne verzichten besser auf Fettbestandteile in Sonnenschutzprodukten.
  • Bei Sonnenschutzmitteln gilt es auch, auf einen UV-A-Schutz zu achten. Diese Strahlen verursachen keinen Sonnenbrand, dringen aber tiefer in die Haut ein und sorgen dort für Hautalterung, Zellschäden und Hautkrebs.
  • Kinder haben eine empfindlichere Haut, sie brauchen stärkeren Schutz.
  • Nachcremen nicht vergessen, wenn Wasser und/oder Schweiß die Präparate weggewaschen haben. Auch bei wasserfesten Zubereitungen nach dem Baden besser wieder nachcremen. Nachcremen verlängert die gesamte Schutzdauer nicht, es erhält sie aber.

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