Psyche

Sophia Thiel: "Ich gehe jetzt offen mit meinen Schwächen um"

aponet.de  |  15.04.2024

Große Erfolge als Fitness-Influencerin, dann der Zusammenbruch mit Mitte 20: Sophia Thiel, die aktuell bei der RTL-Show Let's Dance teilnimmt, spricht im Interview über ihren Weg zurück in die Öffentlichkeit und warum für sie Offenheit auch in den sozialen Medien wichtig ist.

Sophia Thiel
Sophia Thiel nimmt aktuell bei der RTL-Show Let's Dance teil.
© Foto: Andreas Zitt Photography

Nach Ihrem Zusammenbruch haben Sie sich zwei Jahre ganz zurückgezogen. Sind Sie froh, heute wieder in der Öffentlichkeit zu stehen?

Sophia Thiel: Die Entscheidung, dass ich jene Pause gemacht habe, war eine der schwierigsten, aber für mich persönlich wertvollsten, die ich je getroffen habe, auch für meine persönliche Entwicklung. Heute kann ich mit dem Druck anders umgehen, und unterm Strich macht mir mein Job einfach sehr großen Spaß.

Was macht eine "Fitness-Influencerin" eigentlich?

Sophia Thiel: Man ist eine Person der Öffentlichkeit, also vor allem in der Onlinewelt – in meinem Fall YouTube, Instagram und TikTok. Influencer teilen dort ihren persönlichen Weg, ihr Leben oder eben auch ihren Fitness-Lifestyle. Der Begriff kommt vom englischen "to influence". Also man beeinflusst sozusagen seine Zuschauerschaft. Ich finde aber › inspirieren‹ oder ›motivieren‹ die schöneren Begriffe. Mein zentrales Thema ist schon immer der Kraftsport gewesen. Ich habe früh mit Bodybuilding angefangen, habe auch Wettkämpfe gemacht und bin ein großer Fan des Sports. Ich teile meine ganze Erfahrung, zeige meine Work-outs und versuche, meine Follower an die Hand zu nehmen.

Sie haben sich als junge Frau sehr unter Druck gesetzt, mit Sixpack und perfekter Fassade. Warum wurde das für Sie zum Problem?

Sophia Thiel: Wenn ein Hobby zum Beruf wird, kommt schnell ein gewisser Druck dazu. Außerdem ist Social Media einfach unglaublich schnell und man vergleicht sich viel mit anderen. Da gerät man schnell in ein Fahrwasser, das die Leichtigkeit nimmt. Fehler oder persönliche Schwächen hatten auf Social Media für mich nichts verloren. Außerdem macht man diesen Job ja nicht von neun bis fünf. Im Gegenteil, man kann sich darin verlieren. Das geht dann irgendwann an die Substanz. Hinzu kam, und das musste ich mir erst eingestehen, eine Essstörung. Ein Wechsel aus extremer Kontrolle und Fressanfällen. Emotionales Essen ist schon seit meiner Kindheit ein Thema, gepaart mit einem Hang zum Perfektionismus und letztendlich ein geringer Selbstwert – eine wilde Mischung. Dann noch die Kontrolle über das Bodybuilding, was irgendwann das Fass zum Überlaufen gebracht hat.

Wie kamen Sie da heraus?

Sophia Thiel: Mit 24 Jahren bekam ich einen Burn-out und bin komplett abgetaucht. Zunächst wollte ich es irgendwie einfach wieder so hinbiegen, das hat aber nicht funktioniert. Im Mai 2020 habe ich eine Therapie angefangen, eine klassische Verhaltenstherapie. Ich musste davon loskommen, alles kontrollieren und berechnen zu müssen, auch von der panischen Angst, zuzunehmen. Außerdem habe ich hingeschaut, warum ich diese Kontrolle gebraucht habe, was ich kompensieren wollte. Ein großes Thema war die Selbstwertschätzung, die ich immer falsch definiert habe.

Heute bewegen Sie sich in einem ähnlichen Umfeld. Wie wissen Sie, ob Sie jetzt eine gesunde Balance halten?

Sophia Thiel: Wichtig für mich ist, dass ich offen auf Social Media bin. Der Sport selbst war nie mein Problem. Ich liebe den Kraftsport sehr, aber es geht um die Herangehensweise. Mache ich es, weil ich meinen Körper manipulieren möchte oder weil ich ein bestimmtes Aussehen haben will? Da muss man viele Dinge hinterfragen. Doch ich habe für mich herausgefunden, dass der Sport mir sehr viel schenkt. Und mit der Ernährung, das ist bis heute noch ein Prozess. Wenn ich aber merke, dass ich den Bogen überspanne, kenne ich nun meine kleinen Notfallventile – Eisbaden gehört als mentaler Ausgleich dazu. Außerdem schiebe ich keine Panik, wenn ich mal nichts zu posten habe, lege am Wochenende auch mal das Handy beiseite.

Neben Fitness-Content posten Sie mittlerweile auch allerhand anderes. Welche Botschaften sind Ihnen wichtig?

Sophia Thiel: Ich möchte das zeigen, was ich gern mache. Früher habe ich mich zu stark von Likes und Zahlen beeinflussen lassen. Aber wenn das im Fitnessbereich nur noch aus Sixpack und Po besteht, dann sehe ich mich da nicht mehr. Neben Work-outs zeige ich jetzt auch Dinge aus meinem Leben und beschäftige mich mit Ernährung und mentaler Gesundheit. Ich habe auf Social Media die Scham verloren, über Probleme zu sprechen, die ja viele betreffen -  wie meine Essstörung. Wenn man mit seinen "Schwächen" offen und ehrlich umgeht, macht es einen umso stärker.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Katrin Faßnacht-Lee.

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