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02.05.2025 09:40 Uhr
Mit 65 Jahren hat man weniger Energie als mit 20 – das ist ganz natürlich. „Sich leichter zu ermüden ist mit zunehmendem Alter normal“, sagt der Altersmediziner Dr. Ardeshir Hashmi von der Cleveland Clinic in Ohio. „Aber das bedeutet nicht, dass man sich dauerhaft ausgelaugt fühlen sollte.“ Der Experte warnt, dass mit dem Alter das Risiko für Fatigue steigt. Dieser Zustand bezeichnet mehr als nur Müdigkeit: Fatigue ist eine anhaltende, tiefe Erschöpfung, die auch durch Schlaf oder Ruhepausen nicht verschwindet. Sie erschwert selbst einfache Aufgaben wie das Bettenmachen, den Abwasch oder einen kurzen Spaziergang. „Fatigue verstärkt sich mit der Zeit“, erklärt Dr. Hashmi. „Selbst wenn man motiviert ist, fehlt die Energie oder man muss nach kurzer Zeit wieder pausieren.“
Besonders bei älteren Menschen spielen Hashmi zufolge drei häufig übersehene Ursachen eine große Rolle.
1. Eisenmangel und Anämie
Eine der häufigsten, aber oft unbemerkten Ursachen ist Anämie – also Blutarmut. Wenn der Körper zu wenig Eisen bekommt oder schlecht verwertet, produziert er nicht genug sauerstoffreiches Blut. Die Folge: ständige Müdigkeit. Weitere Anzeichen können sein:
- Veränderte Stuhlfarbe
- Dunkler Urin
- Herzrasen
- Schwindel beim Aufstehen
- Atemnot bei leichten Anstrengungen
„Fatigue ist oft das erste Anzeichen für eine Anämie“, warnt Dr. Hashmi. Ob eine Anämie vorliegt, kann der Arzt mit einer Blutuntersuchung feststellen. Die Behandlung unterscheidet sich je nach Ursache der Blutarmut. Die häufigste Form der Anämie entsteht durch Eisenmangel, in diesem Fall helfen Eisenpräparate (Tabletten, Tropfen, Infusionen), den Eisenspeicher wieder aufzufüllen.
2. Hormonelle Veränderungen
Hormonungleichgewichte – etwa durch Schilddrüsenerkrankungen oder sinkende Geschlechtshormone – beeinflussen den Energiehaushalt spürbar. Eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) kommt bei Menschen über 60 besonders häufig vor. Auch sinkende Östrogen- und Testosteronwerte können zu Antriebslosigkeit führen. Auch hier ist der Arzt gefragt, um die richtige Diagnose zu stellen.
3. Psychische Gesundheit
Hinter starker Erschöpfung können auch psychische Ursachen stecken, etwa eine Depression, Einsamkeit oder soziale Isolation. Bei älteren Menschen tritt häufig eine sogenannte atypische Depression auf – ohne das typische Gefühl von Traurigkeit. Stattdessen äußert sie sich vor allem durch anhaltende Müdigkeit. Wer unter weiteren Symptomen wie anhaltender Niedergeschlagenheit oder Gefühllosigkeit, dem Verlust von Freude und Interesse und Antriebslosigkeit leidet, sollte ebenfalls einen Arzt aufsuchen. Erster Ansprechpartner bei Verdacht auf eine Depression kann der Hausarzt sein, es ist aber auch möglich, sich direkt an einen Psychotherapeuten zu wenden. Wo man Unterstützung findet und wie man genau an einen Therapieplatz kommt, lesen Sie hier.
Wann sollte man ärztlichen Rat suchen?
Gelegentliche Müdigkeit ist kein Grund zur Sorge. Doch wer plötzlich häufiger erschöpft ist oder merkt, dass alltägliche Dinge zunehmend schwerfallen, sollte die Ursache ärztlich abklären lassen. „Wer ständig müde ist und sich oft zum Schlafen zurückzieht, sollte mit seinem Arzt sprechen“, empfiehlt Dr. Hashmi.