Bei Frauen, die in der Schwangerschaft mit übermäßiger Übelkeit und Erbrechen zu kämpfen haben, treten psychische Erkrankungen zu 50 Prozent häufiger auf, berichten britische Wissenschaftler. Das Forschungsteam analysierte Daten von 476.857 Frauen, die Hyperemesis gravidarum – übermäßige Schwangerschaftsübelkeit – hatten.
Es stellte eine um 50 Prozent erhöhte Wahrscheinlichkeit für 13 psychische Erkrankungen fest, darunter posttraumatische Belastungsstörungen und Psychosen nach der Geburt. Essstörungen, Depressionen, eine neurologische Erkrankung wegen Vitamin-B1-Mangel und Komplikationen durch schnelle Nahrungszufuhr bei unterernährten Personen traten sogar 2,7-mal häufiger auf.
Fachärztliche Behandlung ist dringend nötig
„Viele schwangere Frauen leiden unter Übelkeit und Erbrechen, doch bei Frauen mit Hyperemesis gravidarum tritt dies in einem Ausmaß auf, das alles andere als ‚normal‘ ist und zutiefst beeinträchtigend sein kann“, erklärte Dr. Hamilton Morrin vom King's College London in einer Mitteilung zur Veröffentlichung.
Der Studienleiter, Thomas Pollak, erklärt, wie es zur Forschung kam: „Es gab eine Diskrepanz zwischen der Einschätzung der Auswirkungen von Hyperemesis gravidarum auf die psychische Gesundheit durch die medizinische Fachwelt und der Art und Weise, wie Frauen ihre Erfahrungen beschreiben. Unsere Ergebnisse zeigen, dass diese Diskrepanz nicht nur real ist, sondern auch sehr ernst sein kann. Hyperemesis gravidarum kann mit schweren psychischen Störungen einhergehen, die dringend erkannt werden und behandelt werden müssen.“
Was ist übermäßige Schwangerschaftsübelkeit?
Übermäßige Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft wird medizinisch als Hyperemesis gravidarum bezeichnet. Dies betrifft bis zu 3,6 Prozent aller Schwangerschaften. Starke Schwangerschaftsübelkeit kann zu Dehydration und Gewichtsverlust führen und ist der häufigste Grund für einen Krankenhausaufenthalt im ersten Schwangerschaftsdrittel. Viele betroffene Frauen berichten von psychischen Problemen wie Angstzuständen und Depressionen, mehr als die Hälfte denkt über einen Schwangerschaftsabbruch nach.
Quelle: DOI 10.1016/j.lanogw.2025.100023