Dr. Karen Zoufal
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27.05.2021
Aktuell ist laut Robert Koch-Institut (RKI) davon auszugehen, dass die derzeit verfügbaren Impfstoffe auch gegen die neuen Virusvarianten wirksam sind. Dabei schwankt die Schutzwirkung aber je nach Impfstoff und Mutation. Ein Überblick über die Studienlage:
Biontech/Pfizer und Moderna
Bisherige Daten zeigen, dass die mRNA-Impfstoffe gegen die mittlerweile in Deutschland dominierende britische Virusvariante B.1.1.7 gut schützen: Eine Studie aus Saudi-Arabien zu Biontech/Pfizer gibt gibt beispielsweise eine Wirksamkeit von 90 Prozent gegen B.1.1.7 an. Andere Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen.
Gegen die indischen Varianten B.1.617 und B.1.618 wird derzeit ebenfalls von einer guten Schutzwirkung ausgegangen. Der Impfstoff von Biontech schützte in einer britischen Studie zwei Wochen nach der zweiten Dosis mit 88-prozentiger Effektivität gegen die indische Variante, verglichen mit 93 Prozent bei der britischen Variante.
Die bislang in Europa nur sehr selten nachgewiesene südafrikanische Variante B.1.351 trägt noch weitere Mutationen in sich, die vermutlich die Wirksamkeit der Impfstoffe deutlicher reduzieren. In der saudi-arabischen Studie zeigte sich für Biontech noch eine Wirksamkeit von 75 Prozent. Ersten Hinweise zufolge könnten Covid-19-Erkrankungen trotz Impfungen auftreten, der klinische Verlauf sei aber insgesamt eher milder. Das gleiche gilt für die brasilianische Variante P.1.: Auch diese Variante trägt Mutationen in sich, die die Wirksamkeit der Impfstoffe schmälern könnten.
Vorteil der mRNA-Impfstoffe ist, dass die Hersteller diese schnell an neue Mutationen anpassen können. Die Firma Moderna etwa entwickelt derzeit eine Auffrischungsimpfung, die ersten Ergebnissen zufolge einen verbesserten Schutz vor der südafrikanischen und brasilianischen Variante bietet: Der angepasste Impfstoff wurde bei 40 Personen eingesetzt, die schon vor sechs bis acht Monaten zweimal mit dem zugelassenen mRNA-Impfstoff von Moderna geimpft worden waren. Vor der Auffrischungsimpfung hatten etwa die Hälfte der Teilnehmer nachweisbare Mengen an Antikörpern gegen die beiden neuen Coronavirus-Varianten. Die Teilnehmer wurden entweder nochmals mit dem ursprünglichen Moderna-Impfstoff oder dem angepassten Impfstoff geimpft. Fünfzehn Tage später hatten beide Gruppen Antikörper gegen die Varianten B.1.351 und P.1. Diejenigen, die den angepassten Impfstoff bekommen hatten, hatten jedoch deutlich mehr Antikörper.
Weitere Experimente mit einer Mischung beider Impfstoffe wurden bereits gestartet, und die Ergebnisse werden demnächst erwartet.
AstraZeneca und Johnson & Johnson
Hier zeigt sich in Bezug auf die britische und indische Variante ein ähnliches Bild wie bei den mRNA-Impfstoffen: Laut RKI haben diese Mutation nur geringe Auswirkungen auf die Effektivität der Vektor-basierten Impfstoffe wie AstraZeneca und auch Johnson & Johnson. Einer britischen Studie zufolge liegt die Wirkung von AstraZeneca bei B.1.1.7. aus Großbritannien bei 66 Prozent und bei B.1.617.2 aus Indien bei 60 Prozent.
Eine Studie aus Südafrika hat AstraZeneca für die dort vorherrschende Variante B.1.351 nur eine unzureichende Wirksamkeit attestiert.Die Forscher errechneten eine Effektivität von gerade einmal knapp 22 Prozent gegen milde Verläufe. Offen ist noch, ob der Impfstoff schwere Covid-19-Verläufe verhindern kann.
Für die brasilianischen Variante P.1 gibt es erfreulichere Daten: Hier wirkt AstraZeneca besser als zunächst vermutet. Das zeigt eine aktuelle Studie der Universität Oxford. Die Wissenschaftler rufen die Impfstoff-Hersteller daher auf, sich bei der Weiterentwicklung ihrer Präparate insbesondere auf die südafrikanische Variante zu fokussieren, die sich nach den neuesten Erkenntnissen am stärksten der immunisierenden Wirksamkeit entzieht.
Mehr zur Wirksamkeit der verschiedenen Covid-19-Impfstoffe lesen Sie hier.
Quellen:
DOI 10.1101/2021.02.10.21251247, 10.1101/2021.03.12.435194, 10.1101/2021.02.10.21251247, 10.1101/2021.05.14.444076
Effectiveness of COVID-19 vaccines against the B.1.617.2 variant