Arzneistoffe allein lassen sich nur selten anwenden. Man braucht auch Hilfsstoffe, und man muss beides in eine geeignete Form bringen. Die Kunst: Der Arzneistoff muss nicht nur hinein, sondern zum richtigen Zeitpunkt wieder heraus, damit er wirken kann. Die wichtigsten Arzneiformen stellen wir hier kurz vor.
Bei einem Aerosol werden ein flüssiger oder fester Arzneistoff oder mehrere Arzneistoffe gemeinsam mit einem gasförmigen Träger (Luft, FCKW-freie Treibgase) durch Verneblung oder Zerstäubung inhaliert. Beispiel für diese Arzneiform: Nasensprays, Asthma-Sprays, Pulverinhalatoren.
Eine Ampulle ist ein zugeschmolzenes Glasbehältnis, das üblicherweise eine sterile Lösung zur intravenösen, subkutanen oder intramuskulären Injektion enthält.
Eine Creme ist eine weiche, streichfähige Zubereitung mit einem hohen Wasseranteil. Sie können als Wasser-in-Öl (W/O)- oder Öl-in-Wasser (O/W)-Emulsion (Link) vorliegen. Cremes vom W/O-Typ lassen sich nicht mit Wasser von der Haut abwaschen, Cremes vom O/W-Typ hingegen schon.
Dragees sind Tabletten, die mit mehreren Schichten eines Überzugs (früher: Zucker) ummantelt und anschließend poliert wurden. Der Überzug kann magensaftresistent sein, um den Wirkstoff vor der Magensäure zu schützen. Der löst sich dann erst im Dünndarm auf, und die Arzneiform gibt dort den Wirkstoff erst frei.
Eine Emulsion ist ein System zweier Flüssigkeiten, die sich normalerweise nicht miteinander mischen lassen, zum Beispiel Öl und Wasser. Sie liegen fein verteilt ineinander vor. Meist wird ein Emulgator zugesetzt. In einer Emulsion befindet sich eine Flüssigkeit in Form kleinster Tröpfchen als innere, zerteilte Phase in einer zweiten Flüssigkeit, die die äußere, zusammenhängende Phase bildet. Je nachdem, welche Flüssigkeit die äußere Phase bildet, spricht man von Öl-in-Wasser- oder von Wasser-in-Öl-Emulsionen.
Viele Wirkstoffe sind nur in geringer Konzentration in den Heilpflanzen enthalten und sollen von anderen, unwirksamen oder gar schädlichen Begleitstoffen getrennt werden. Deshalb werden zahlreiche Wirkstoffe mit unterschiedlichen Lösungs-(=Auszugs)-Mitteln vom übrigen Pflanzenmaterial getrennt. Einfachste Variante: ein wässriger Pflanzenauszug (= Tee).
Ein Gel besteht zumeist aus einem quellfähigen Gerüstbildner und einer Flüssigkeit. In diese Grundlage lassen sich Arzneistoffe einarbeiten. Gele werden zumeist wie Salben und Cremes auf die Haut aufgetragen. Verdunstet dabei die Flüssigkeit, entsteht zusätzlich ein kühlender Effekt. Man unterscheidet wasserhaltige Hydro- und fetthaltige Lipogele. Alkoholhaltige Gele können die Haut austrocknen.
Kapseln sind Arzneiformen, in denen Arzneistoffe in Gelatine-Hüllen untergebracht sind. Für feste Arzneistoffe gibt es Hartgelatine-Steckkapseln, für ölige und pastöse Wirkstoffe Weichgelatinekapseln. Für eine schnelle Wirkung gibt es auch Zerbeißkapseln, zum Beispiel mit Glyceroltrinitrat gegen Anfälle von Angina pectoris.
Klysmen sind Arzneiformen zur Einbringung von Arzneimitteln in den Enddarm. Man unterscheidet von den herkömmlichen, relativ großvolumigen Klysmen ("Einlauf") die neueren Mikroklysmen. Sie enthalten nur wenige Milliliter Flüssigkeit.
Siehe Emulsionen. Lotionen sind flüssiger als Cremes. Sie lassen sich leicht auch auf größeren Hautarealen verteilen und sind daher auch in der Hautpflege beliebt.
Eine Mixtur ist eine Lösung mehrerer Arzneistoffe in einer Flüssigkeit oder ein Gemisch mehrerer flüssiger Arzneimittel.
Pasten sind Salben, die einen hohen Feststoffanteil besitzen. Sie können die Haut abdecken, Sekret aufsaugen und trocknend wirken. Häufig angewendet werden Zinkpasten.
Puder sind pulverförmige Arzneizubereitungen mit Arzneistoffen zur äußeren Anwendung auf der Haut.
Eine Retardform ist eine Arzneizubereitung, die den Wirkstoff mit Verzögerung oder über einen längeren Zeitraum hinweg abgibt, um eine Langzeitwirkung zu erreichen.
Säfte sind flüssige Arzneiformen zum Einnehmen. Sie sind geringer konzentriert als Tropfen und besitzen meist einen angenehmeren Geschmack. Deswegen eignen sie sich gut für Kinder. Häufig liegen Arzneistoffe nicht gelöst, sondern suspendiert vor. Diese Säfte sind vor jedem Gebrauch aufzuschütteln, um eine gleichmäßige Verteilung des Arzneistoffs im Saft zu gewährleisten.
Salben sind streichfähige Arzneizubereitung auf fetthaltiger Basis, die meist zur Anwendung auf der Haut bestimmt sind. Man unterscheidet Decksalben zum Hautschutz von solchen, die Arzneistoffe in die Haut bringen sollen. Wirkstofffreie Salben heißen auch Basissalben.
Auch Expidets genannt. Bei ihnen handelt es sich um leicht zerbrechliche Zubereitungen, die sich bereits in geringen Feuchtigkeitsmengen auflösen, zum Beispiel im Mund. Der enthaltene Wirkstoff wird zum Teil bereits über die Mundschleimhaut aufgenommen. Schmelztabletten wirken schneller als "normale" Tabletten. Es gibt sie zum Beispiel bei Arzneimitteln gegen Migräne oder Durchfall.
Suspensionen sind flüssige oder emulsionsartige Arzneiformen, in denen feste Wirkstoffzusätze suspendiert vorliegen. Beim längeren Stehen setzen sich die festen Bestandteile ab. Die Zubereitung muss daher vor Gebrauch geschüttelt werden, um eine gleichmäßige Verteilung wiederherzustellen.
Tabletten kann man als gepresste Pulver (oder Granulate) auffassen. Neben dem Arzneistoff enthalten sie weitere Stoffe, die die Tablette zusammenhalten (Bindemittel), in der Tablettenpresse verpressbar machen (Schmiermittel) und die dafür sorgen, dass sie sich im Körper wieder auflösen (Sprengmittel). Nicht alle Tabletten werden geschluckt. Es gibt auch Rektal- und Vaginaltabletten und solche, die zum Herstellen einer Lösung dienen (Lösungs- und Brausetabletten), von denen einige innerlich, andere hingegen für Umschläge verwendet werden.
Tees bestehen aus getrockneten und zerkleinerten Pflanzenteilen. In den meisten Fällen werden sie mit heißem Wasser überbrüht. Zumeist dient der Aufguss zum Trinken, einige eignen sich jedoch auch für Umschläge.
Unter Tinkturen versteht man alkoholische Extrakte/Auszüge aus pflanzlichen oder tierischen Ausgangsmaterialien. Sie können innerlich (Baldriantinktur) oder äußerlich (Arnikatinktur) angewendet werden.
Tropfen sind flüssige Arzneimittel, die in einer Flasche mit Tropfermontur abgegeben werden. Man unterscheidet Zentraltropfer und Randtropfer. (Siehe auch Arzneimittel richtig anwenden.) Die Arzneistoffe liegen meist in wässriger oder alkoholisch-wässriger Lösung vor. Da die Arzneistoffe bereits gelöst vorliegen, wirken diese Arzneimittel schnell. Personen, die keinen Alkohol zu sich nehmen dürfen, sollten auf einen eventuellen Alkoholgehalt achten und gegebenenfalls eine andere Arzneiform wählen.
Zäpfchen oder auch Suppositorien sind meist torpedoförmige Zubereitungen. Sie bestehen in der Regel aus einer bei Zimmertemperatur festen, bei Körpertemperatur schmelzenden Grundsubstanz (meist Hartfett), in die Arzneistoffe durch Schmelzen oder Pressen eingearbeitet sind.
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