Es ist allgemein bekannt, dass Stress Schmerzen verstärken kann. Ähnlich scheint es bei Wut und empfundenem Unrecht zu sein: In einer Studie mit über 700 Menschen mit chronischen Schmerzen wurden unterschiedliche „Wutprofile“ gefunden, die mit stärkeren und länger anhaltenden Schmerzen einhergehen.
Gefühl der Ungerechtigkeit trägt zur Wut bei
Bei Menschen mit chronischen Schmerzen können Ärger und Wut mehr Schaden anrichten als bisher angenommen: Besonders zusammen mit einem Gefühl der Ungerechtigkeit kann Wut sowohl die aktuelle Schmerzintensität als auch das zukünftige Schmerzempfinden beeinflussen.
Wer weniger grollt, hat weniger Schmerzen
Personen mit einem mittleren bis hohen Maß an Wut und wahrgenommener Ungerechtigkeit wiesen die schwersten Schmerzverläufe auf. Das waren beispielsweise jene, die ihre Schmerzen als ungerecht oder als unwiederbringlichen Verlust empfanden. Diese Personen schilderten ausgedehntere Schmerzen, eine stärkere Beeinträchtigung und eine größere emotionale Belastung. Personen, die ihre Wut besser kontrollieren konnten und ihre Erkrankung mit weniger Ärger hinnahmen, ging es dagegen mit der der Zeit deutlich besser.
Ein Kreislauf aus Emotionen und körperlichen Beschwerden
Dr. Gadi Gilam von der Hebräischen Universität Jerusalem erklärte: „Wut ist nicht grundsätzlich schlecht. Sie ist ein alltägliches emotionales Signal und kann, wenn sie gut reguliert wird, das persönliche und zwischenmenschliche Wohlbefinden fördern. Vermischt sich Wut jedoch mit einem Gefühl der Ungerechtigkeit, das selbst wieder ein Auslöser für Wut ist, kann dies Menschen in einen Kreislauf aus emotionalem und körperlichem Leid treiben, der chronische Schmerzen verstärkt und aufrechterhält.“ Umgekehrt könnte ein besserer Umgang mit Wut zur Genesung beitragen.
Quelle: DOI 10.1016/j.jpain.2025.105611