Gezielte Prävention könnte Hunderttausende Demenzfälle verhindern

Dr. Karen Zoufal  |  12.12.2025 10:22 Uhr

Etwa 36 Prozent der Demenzfälle in Deutschland gehen auf Risikofaktoren zurück, die sich beeinflussen lassen, stellten Forschende fest. Durch einen gesunden Lebensstil, gute medizinische Versorgung und/oder bessere gesellschaftliche Rahmenbedingungen könnte man zahlreichen Fällen vorbeugen.

Ältere Frau mit Yogamatte
Ein aktiver Lebensstil trägt unter anderem dazu bei, Demenz vorzubeugen.
© shurkin_son/iStockphoto

36 Prozent der Demenzfälle in Deutschland gehen auf zwölf veränderbare Risikofaktoren zurück, lässt sich aus den Daten von 4.992 Personen ab 40 Jahren ablesen. Am stärksten wirkten sich folgende Faktoren aus:

  • Depression
  • Schwerhörigkeit
  • niedriges Bildungsniveau
  • Übergewicht
  • Diabetes

Vorbeugung würde Hunderttausende vor Demenz bewahren

Die Zahl der Menschen mit Demenz wird ohne vorbeugende Maßnahmen von heute etwa 1,8 Millionen auf schätzungsweise 2,7 Millionen im Jahr 2050 steigen. Würde man es schaffen, die Risikofaktoren um 15 bis 30 Prozent zu senken, könnten bis 2050 zwischen 170.000 und 330.000 Demenzfälle verhindert werden.

Es gibt vier Risikoprofile

In der Studie der Forschungsgruppe des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen wurden nicht nur einzelne Risikofaktoren untersucht, sondern auch deren Muster. So wurden vier unterschiedliche Risikoprofile entdeckt: 

  • Metabolisch: Bei etwa 18 Prozent betrafen die Risikofaktoren vor allem den Stoffwechsel und Kreislauf, z. B. Bluthochdruck, Übergewicht, hoher Cholesterinspiegel, Diabetes.
  • Sensorisch: etwa 23 Prozent waren Personen mit Hör- und Sehschwäche.
  • Alkohol: 24 Prozent gingen auf einen übermäßigen Alkoholkonsum zurück.
  • Geringes Risiko: etwa 36 Prozent erkrankten an Demenz, obwohl sie wenige Risikofaktoren aufwiesen.

Dabei spielten auch das Alter, der Wohnort und das Bildungsniveau eine Rolle.

Die Erkenntnisse ermöglichen eine maßgeschneiderte Prävention

Die Wissenschaftlerin Iris Blotenberg folgerte aus den Beobachtungen: „Unsere Ergebnisse eröffnen die Chance, Präventionsmaßnahmen passgenauer zu planen, etwa mit einem Schwerpunkt auf psychischer Gesundheit, Hörversorgung und metabolischen Erkrankungen – dort, wo der Bedarf am größten ist. Wenn Präventionsangebote an typische Risikomuster angepasst werden, können wir wirksamer und zugleich gerechter vorbeugen.“

Quelle: DOI 10.1002/dad2.70225

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