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Kopfschmerzen nach Impfung: Ist es eine Thrombose?

Natascha Koch  |  12.05.2021

Die Corona-Impfstoffe von AstraZeneca sowie Johnson & Johnson stehen unter Verdacht, das Risiko für gefährliche Hirnvenenthrombosen zu erhöhen. Ein Symptom, das auf eine solche Thrombose hindeuten kann, sind anhaltende Kopfschmerzen. Wer vor kurzem geimpft wurde und Kopfschmerzen hat, braucht sich in der Regel aber keine Sorgen zu machen.

Junge Frau, sitzt auf einer Couch und stützt ihre Hände in den Kopf.
Kopfschmerzen sind eine bekannte und häufige Nebenwirkung der Covid-Impfung und in der Regel kein Grund zur Sorge.
© Pavel Danilyuk von Pexels

Das Leitsymptom einer Hirnvenenthrombose, von Ärzten auch cerebrale Sinus- und Venenthrombosen (CSVT) genannt, sind anhaltende Kopfschmerzen und andere neurologische Symptome wie epileptische Anfälle, Lähmungen, Sprach- und Sehstörungen. Feststellen lässt sich eine CSVT durch ein bildgebendes Verfahren wie ein MRT oder CT des Kopfes.

Kopfschmerzen sind eine häufige Impf-Nebenwirkung

Wer nun nach einer Corona-Impfung unter Kopfschmerzen leidet, müsse sich laut Experten der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) zunächst keine Sorgen machen: Kopfschmerzen seien eine sehr häufige Nebenwirkung der Impfung, die in der Regel nach kurzer Zeit wieder von allein verschwindet. Daher sei es nicht notwendig, bei jedem Menschen, der nach einer Impfung über Kopfschmerzen klagt, ein MRT durchzuführen, so die DGN.

Punktförmige Hautblutungen als Warnzeichen

Eine weiterführende Diagnostik sei nur bei Personen sinnvoll, die in den ersten zwei bis drei Wochen nach der Impfung über einen Zeitraum von mehreren Tagen neuartige und ungewöhnlich starke Kopfschmerzen bemerken, die sich mit üblichen Schmerzmitteln nicht lindern lassen. In solchen Fällen und insbesondere, wenn zusätzliche neurologische Symptome hinzukommen, sollte umgehend eine weitere Diagnostik erfolgen. Kleine, punktförmige Einblutungen in die Haut, vor allem der Arme und Beine, könnten zudem auf einen Mangel an Blutplättchen hindeuten, wie sie bei einem Teil der Fälle mit CSVT beobachtet wurde.

Auch die EMA rät, bei solchen Symptomen sofort medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen und dem Arzt mitzuteilen, dass man vor Kurzem geimpft wurde. Die EMA nennt folgende Warnzeichen:

  • Kurzatmigkeit
  • Schmerzen in der Brust oder im Magen
  • Schwellung oder Kältegefühl in einem Arm oder Bein
  • schwere oder sich verschlechternde Kopfschmerzen oder verschwommene Sicht
  • anhaltenden Blutungen
  • vielen kleinen blauen Flecken, rötlichen oder lilafarbenen Punkten oder Blutblasen unter der Haut

CSVT treten in Deutschland laut DGN jedes Jahr bei einer bis zwei von 100.000 Personen auf, vor allem bei Frauen. 

Thrombose: Was passiert da eigentlich im Gefäß?

Verletzt sich der Mensch, sorgen normalerweise Blutplättchen und Gerinnungsfaktoren dafür, dass die Wunde schnell von einem schützenden Schorf bedeckt und der Blutfluss gestoppt wird. Bei oberflächlichen Verletzungen ist das sehr nützlich. Bildet sich jedoch so ein Wundschorfpfropf, fachsprachlich Thrombus, innerhalb von Blutgefäßen, kann das Gefäß verstopfen und der Blutfluss darin stoppt.

Solche Gerinnsel entstehen häufiger in Beinvenen, z.B. als Folge von langem Sitzen auf Reisen oder Liegen nach Operationen im Krankenhaus. Aber es können auch andere Körperbereiche betroffen sein. Akut besteht vor allem die Gefahr, dass nur locker an der Venenwand haftende Gerinnsel abreißen und mit dem Blutstrom durch das Gefäßsystem bis in die Lunge treiben und eine Lungenembolie verursachen. Dabei können die Lungen und das Herz Schaden nehmen, es drohen tödliche Komplikationen. Übrigens: Eine Thrombose ist eine häufige Folge einer Infektion mit Covid-19, vor allem bei Patienten, die auf der Intensivstation behandelt werden.

Bei den im Zusammenhang mit dem Corona-Impfstoff genannten Hirnvenen- und Sinusthrombosen handelt es sich um einen Verschluss größerer Blutgefäße, die für den Blutabfluss aus dem Gehirn zuständig sind. Dadurch staut sich das Blut im betroffenen Gefäß, und es kommt zu Schwellungen und erhöhtem Druck im Bereich der Hirnvenen. Es können auch Blutungen entstehen. Dies geschieht nicht blitzartig wie üblicherweise beim Schlaganfall, sondern kann sich über Tage und Wochen aufbauen. Sehr häufig geht das mit starkem Kopfschmerz einher, es können auch Sprach-, Seh- oder Bewegungsstörungen auftreten. Auch epileptische Anfälle oder eine Schwellung des Augenhintergrundes können damit einhergehen.

Wirkstoffe für die Akutbehandlung sind Heparine, die dafür sorgen sollen, dass sich das Gerinnsel auflöst bzw. nicht weiter vergrößert. Daneben gibt es für schwerere Fälle die Möglichkeit, mit einem Katheter direkt im Gefäß das Gerinnsel zu beseitigen. Der Verlauf der Erkrankung ist im Vergleich zu anderen Schlaganfallformen günstiger. Die meisten Patienten erholen sich durch die Therapie.

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