Überblick
Lippenherpes, auch Herpes labialis genannt, wird durch das Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) verursacht. Hat man sich einmal mit dem Virus infiziert, bleibt es ein Leben lang im Körper und der Herpes kann immer wieder ausbrechen. Häufige Auslöser sind Stress – körperlicher sowie emotionaler. Auch ein geschwächtes Immunsystem oder starke Sonneneinstrahlung kann die Krankheit auslösen.
Meistens verläuft die Infektion harmlos. Die Beschwerden können dennoch unangenehm sein. Die gute Nachricht: In der Regel heilt ein Ausbruch innerhalb von ein bis zwei Wochen von selbst ab.
Die Erkrankung ist weltweit verbreitet. Studien zeigen, dass etwa 90 Prozent der Erwachsenen Antikörper gegen das Herpes-simplex-Virus Typ 1 im Blut haben. Bei vielen Menschen bleibt das Virus jedoch inaktiv und verursacht keine sichtbaren Symptome.
Symptome
Ein Lippenherpes kündigt sich oft durch ein unangenehmes Kribbeln, Spannen oder Brennen an der Lippe an. Manche Menschen verspüren mehr oder weniger starke Schmerzen oder ein Spannungsgefühl im betroffenen Bereich.
Innerhalb kurzer Zeit bilden sich kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen, die meist an der Lippenkante auftreten. Diese können jucken, schmerzen und beim Sprechen oder Essen störend sein. Die Bläschen platzen nach wenigen Tagen auf, trocknen aus und verkrusten. Danach beginnt die Heilung. Ohne Behandlung heilt Lippenherpes meist innerhalb von ein bis zwei Wochen ab.
Nicht nur äußerlich sind Infektionen mit dem Herpesvirus belastend. Viele Betroffene fühlen sich schlapp und abgeschlagen, haben mitunter leichtes Fieber und geschwollene Lymphknoten.
Verlauf
Ein Lippenherpes entwickelt sich typischerweise in mehreren Phasen, die meist innerhalb von ein bis zwei Wochen durchlaufen werden:
- Prodromalphase: Bereits ein bis zwei Tage vor dem sichtbaren Ausbruch verspüren viele Betroffene ein Kribbeln, Spannungsgefühl oder leichtes Brennen an der betroffenen Stelle. Diese frühen Warnzeichen sind ein wichtiges Signal, um sofort mit einer antiviralen Behandlung zu beginnen und den Ausbruch möglicherweise abzumildern.
- Bläschenbildung: Kurz darauf bilden sich kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen an der Lippenkante oder im Mundbereich. Die Bläschen sind oft schmerzhaft, können jucken und gehen meist mit einem Spannungsgefühl einher. In dieser Phase ist das Ansteckungsrisiko am höchsten.
- Verkrustung: Innerhalb weniger Tage platzen die Bläschen auf. Die austretende Flüssigkeit trocknet aus, und es bildet sich eine gelblich-bräunliche Kruste. Diese Phase ist unangenehm, da sich die Haut spannt und reißen kann – insbesondere beim Sprechen oder Essen.
- Heilung: Nach rund sieben bis zehn Tagen beginnt die Haut, sich unter der Kruste zu regenerieren. Die Wunde heilt in der Regel ohne Narbenbildung ab, sofern sie nicht aufgekratzt oder durch Bakterien zusätzlich infiziert wurde. In dieser Phase nimmt auch das Ansteckungsrisiko deutlich ab.
Bei Menschen mit gutem Immunsystem bleibt es oft bei gelegentlichen, milden Ausbrüchen. Bei geschwächtem Immunsystem oder unter starkem Stress kann es jedoch zu häufigeren oder schwereren Reaktivierungen kommen. In seltenen Fällen kann das Virus auch auf andere Körperstellen oder die Augen übergreifen und dort Komplikationen verursachen.
Ursachen
Ausgelöst wird Lippenherpes durch das Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1), das meist schon in der Kindheit oder Jugend übertragen wird – etwa durch Küsse, gemeinsam genutzte Gläser oder Besteck. Nach der Erstinfektion verbleibt das Virus lebenslang inaktiv in den Nervenzellen des Körpers und kann durch bestimmte Reize wieder aktiviert werden.
HSV-1 ist eng verwandt mit dem Herpes-simplex-Virus Typ 2 (HSV-2), das vor allem für Genitalherpes verantwortlich ist. In seltenen Fällen kann jedoch auch HSV-2 Lippenherpes verursachen, insbesondere bei Menschen, die oralen Kontakt mit einer infizierten Person hatten.
Risikofaktoren
Bestimmte äußere und innere Einflüsse können das Herpes-simplex-Virus reaktivieren und einen Ausbruch begünstigen. Dazu zählen:
- Stress: Sowohl körperlicher als auch seelischer Stress schwächt das Immunsystem und zählt zu den häufigsten Auslösern.
- Infektionen: Fieberhafte Erkrankungen oder grippale Infekte erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines Herpesausbruchs.
- UV-Strahlung und Wetterextreme: Intensive Sonneneinstrahlung, aber auch Kälte oder starke Temperaturschwankungen können eine Reaktivierung fördern.
- Hormonelle Veränderungen: Besonders während der Menstruation oder in hormonellen Umstellungsphasen (z. B. Schwangerschaft) treten Herpesausbrüche häufiger auf.
- Immunschwäche: Ein geschwächtes Immunsystem – etwa durch Krankheit, Medikamente oder Schlafmangel – begünstigt das Wiederaufflammen der Infektion.
- Mechanische Reize: Verletzungen an den Lippen, kosmetische Eingriffe oder Zahnbehandlungen können das Virus aktivieren.
Diagnose
In den meisten Fällen reicht das typische Erscheinungsbild der Bläschen aus, um die Diagnose zu stellen. Bei Unsicherheiten oder besonders schweren Verläufen kann ein Abstrich der betroffenen Hautstelle im Labor analysiert werden. In seltenen Fällen werden Bluttests durchgeführt, um Antikörper gegen das Herpesvirus nachzuweisen.
Moderne PCR-Tests ermöglichen eine besonders präzise Diagnose, indem sie das genetische Material des Virus nachweisen. Dies kann vor allem für Menschen mit wiederkehrenden oder atypischen Symptomen hilfreich sein.
Behandlung
Lippenherpes ist nicht heilbar, doch eine frühzeitige Behandlung kann die Heilungsdauer verkürzen und Beschwerden lindern:
- Virushemmende Cremes mit Wirkstoffen wie Aciclovir oder Penciclovir reduzieren die Ausbreitung des Virus und sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.
- Tabletten mit antiviralen Wirkstoffen wie Valaciclovir oder Famciclovir sind bei häufigen oder schweren Verläufen sinnvoll.
- Schmerzstillende Gele und Cremes lindern Beschwerden und unterstützen die Wundheilung.
- Hydrokolloid-Pflaster decken die Wunde ab, fördern eine feuchte Heilungsumgebung und verhindern die Ansteckung.
Hat man gerade keine antiviralen Cremes oder Tabletten zur Hand, helfen Hausmittel: Honig oder Teebaumöl können den Heilungsprozess unterstützen, ersetzen aber keine medizinische Behandlung.
Neuere Studien untersuchen den Einsatz von Lichttherapien mit UV- und Infrarotstrahlen zur Behandlung von Lippenherpes. Diese Methoden könnten in Zukunft eine Alternative oder Ergänzung zur klassischen Therapie darstellen. Vom Betupfen der Herpesbläschen mit Zahnpasta ist abzuraten. Diese trocknet die Haut aus, beschleunigt die Heilung aber nicht. Im Gegenteil: allzu trockene Haut kann dazu führen, dass sich die betroffenen Stellen erneut öffnen.
Was die Apotheke rät
- Frühzeitige Behandlung: Bereits beim ersten Kribbeln antivirale Cremes auftragen, um den Ausbruch abzuschwächen.
- Gute Hygiene: Auf keinen Fall die berühren oder aufkratzen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
- Lippen schützen: Ein Lippenpflegestift mit UV-Schutz kann sonnenbedingte Reaktivierungen vermeiden.
- Gesundheit stärken: Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und Stressabbau können helfen, das Immunsystem zu stabilisieren und erneuten Ausbrüchen vorzubeugen.
- Kontaktvermeidung: Während eines akuten Ausbruchs sollte auf das Küssen oder das Teilen von Besteck und Gläsern verzichtet werden, um andere nicht anzustecken.
Kurz zusammengefasst
- Lippenherpes ist eine ansteckende Virusinfektion, die durch das HSV-1 verursacht wird.
- Die Erkrankung verläuft in mehreren Phasen, von ersten Symptomen bis zur Verkrustung.
- Die Infektion heilt meist von selbst, kann jedoch durch antivirale Medikamente gelindert werden.
- Hygienemaßnahmen und Sonnenschutz tragen zur Vorbeugung bei.
- Ein starkes Immunsystem kann helfen, das Risiko wiederkehrender Ausbrüche zu reduzieren.
zuletzt aktualisiert: 15.09.2025
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