In sozialen Medien gilt Gluten seit Jahren als „Bösewicht“ für die Verdauung. Besonders Menschen mit Reizdarmsyndrom machen die Getreideeiweiße häufig für Blähungen, Bauchschmerzen oder Durchfall verantwortlich. Eine kanadische Studie weist nun jedoch darauf hin, dass die Beschwerden nicht immer durch Gluten selbst verursacht werden – sondern manchmal auch durch Überzeugungskraft.
Müsli mit und ohne Gluten
Alle 28 Probanden hatten die Diagnose Reizdarmsyndrom und waren bereits im Vorfeld davon überzeugt, auf Gluten/Weizen zu reagieren. In der Studie bekamen sie Müsliriegel und sie gingen davon aus, diese enthielten Gluten und/oder Weizen. Das war jedoch nicht der Fall. Manche Müsliriegel enthielten die gefürchteten Inhaltsstoffe, andere hingegen nicht.
Schließlich berichteten die Probanden von ihren Symptomen. Zudem analysierte das Forschungsteam Stuhlproben: So konnten sie objektiv erfassen, wer Gluten verzehrt hatte. Das Resultat: Auch in der zufälligen Gruppe derer, die überhaupt kein Gluten bzw. Weizen bekommen hatten, berichteten die Probanden von einer Verschlimmerung ihrer Symptome. Die Unterschiede in der Verschlimmerung unterschieden sich nicht signifikant zwischen den einzelnen Gruppen.
Forschungsteam vermutet Noceboeffekt
Der leitende Autor der Studie, Professor Dr. Premysl Bercik, McMaster University in Ontario, vermutet einen Noceboeffekt hinter dem Phänomen: Die Überzeugung, Gluten oder Weizen gegessen zu haben, verursache bei vielen Menschen mit Reizdarmsyndrom schon die Symptome – nicht etwa eine Empfindlichkeit gegenüber Gluten. Als die Teilnehmenden in der Studie erfuhren, dass sie gar kein Gluten bzw. Weizen gegessen hatten, waren sie dennoch davon überzeugt, es nicht zu vertragen.
Quelle: DOI 10.1016/S2468-1253(25)00090-1