Erste Hilfe bei Durchfall

Die Frankfurter Internistin Dr. Brigitte Weitz-Miesner erklärt, wie man Durchfall am besten behandelt und wann man damit zum Arzt muss.

Klohäuschen im Wald
Für eine nahegelegene Toilette sind von Durchfall geplagte Menschen dankbar. Zum Glück geht er meist nach wenigen Tagen vorüber.
© Karin Jähne - Fotolia.com

Der Darm ist eines der größten Abwehrorgane des Menschen: Milliarden kleinster Lebewesen wie Bakterien oder Pilze besiedeln unterschiedliche Darmabschnitte und bilden die Darmflora. Neben der Verdauungsarbeit gehört es zu ihren Aufgaben, den Körper vor aggressiven Schadstoffen zu schützen und zur schnellen Entgiftung die Darmbewegung anzuregen. Zudem kurbeln sie die Immunabwehr an.

Der Darm kann kleine oder kurzfristige Belastungen normalerweise gut ausgleichen. Infektionen des Darmtraktes mit Viren, Parasiten oder krankmachenden Bakterien können das Gleichgewicht der Darmflora allerdings so massiv stören, dass es zu Durchfall kommt. Die Keime gelangen beispielsweise über belastetes Leitungswasser, Nahrungsmittel oder direkten Kontakt mit infizierten Personen in den Körper. Die zahlreichen EHEC-Fälle sind ein Beispiel dafür.

"Das akute Problem bei einer Durchfallerkrankung ist der Verlust großer Mengen von Mineralstoffen und Flüssigkeit", sagt Weitz-Miesner. "Der Körper trocknet im wahrsten Sinne des Wortes aus." Das bringt den Stoffwechsel durcheinander und kann im Extremfall in kurzer Zeit zu Kreislaufschwierigkeiten führen.

Durchfallmittel gehören in die Hausapotheke

Aus diesem Grund muss man eine akute Durchfallerkrankung rasch behandeln. Durchfallmittel gehören in jede Reise- und Hausapotheke. Oberstes Gebot bei Durchfallerkrankungen: viel trinken, am besten eine Mineralstoff-Glukose-Lösung aus Ihrer Apotheke! Gerade bei Kindern oder älteren Menschen ist dies ganz wesentlich.

Wer häufiger Durchfall bekommt oder auf Reisen geht, kann vorbeugen: So lässt sich die Darmflora mit Präparaten, die Darmbakterien enthalten, stabilisieren. So unterstützt medizinische Hefe die Darmschleimhaut,
Bakteriengifte oder andere Krankheitserreger abzuwehren. "Präparate mit Hefezellen sind sowohl zur Vorbeugung als auch zur akuten Therapie von Durchfällen auch für Kinder geeignet", unterstreicht Weitz-Miesner.

Auch Milchsäurebakterien, Lactobacillen genannt, sind natürlicher Weise im Darm vorhanden und helfen der Darmschleimhaut, gesund und widerstandsfähig zu bleiben. Ist diese durch den Angriff von Durchfallerregern beeinträchtigt, hemmen Lactobacillen die Vermehrung und Ausbreitung krankmachender Bakterien. Gleichzeitig fördern sie das Wachstum "guter" Bakterien und stärken das darmspezifische Immunsystem. Milchsäurepräparate sind ebenfalls für Kinder geeignet.

Langsamer Kostaufbau nach Durchfall

Um nach einer Durchfallerkrankung den Darm nicht über Gebühr zu beanspruchen, empfiehlt es sich, anfangs schonende Mahlzeiten einzunehmen. Hier einige Beispiele:

  1. Reis- oder Haferschleim
  2. Pektindiät: Karottensuppe oder geriebene Äpfel
  3. Zulagen, je nach Verträglichkeit: Zwieback, Weißbrot, Banane, Reis, dann entfettete klare Brühe, leicht verdauliche gekochte Gemüsesorten wie Spinat und gekochtes Obst (Kompott). Anschließend darf auch Streichkäse und fettarmes Fleisch verzehrt werden.

Arzneistoffe binden Erreger

Arzneistoffe wie medizinische Kohle oder Pektine sollen die giftigen Abbauprodukte der Keime im Magen-Darm-Trakt binden. Sie wirken nur dort und werden nicht in den Körper aufgenommen.

Andere Wirkstoffe, sogenannte Adstringenzien, dichten die Darmschleimhaut ab und sollen die Aufnahme von Giftstoffen verhindern. Es sind vor allen Dingen die Gerbstoffe wie Tannine, denen man diese Wirkung zuschreibt.

Desinfizierende Substanzen wie Ethacridinlactat sollen krankmachende Keime direkt vernichten. Ethacridinlactat wirkt besonders gut auf Erreger, deren Giftstoffe die Hauptauslöser von Sommer- und Reisedurchfällen sind.

Am schnellsten stoppt Loperamid den Durchfall. Es hemmt nämlich die Darmbewegung. Zwar erleichtert das dem Patienten die Symptomatik, jedoch eignen sich diese Mittel nicht in jedem Falle. Bei Durchfällen, die auf be stimmte bakterielle Infektionen zurückzuführen sind, ist es sinnvoller, dass der Körper die Erreger erst einmal loswird. Den Durchfall so rapide zu stoppen, würde das behindern. Bei den EHEC-Infektionen sollte man Loperamid nicht nehmen.

Im Zweifel zum Arzt

Durchfall geht meist nach wenigen Tagen vorüber. Einige Erreger können jedoch besonders schwere Durchfälle verursachen, die spezielle Therapien erfordern. "Wenn die Durchfälle länger als eine Woche anhalten oder sehr massiv sind, sollten die Patienten umgehend einen Arzt aufsuchen", rät die Internistin. "Das gilt auch, wenn die Erkrankung mit hohem Fieber, starken Bauchkrämpfen und extremer Schwäche einhergeht oder wenn dem Stuhl Blut oder Schleim bei gemengt ist."

Apothekerin Jutta Heckmann

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