Podcast: Kortison – Segen oder Teufelszeug?

aponet.de  |  16.09.2025 09:15 Uhr

Bei welchen Erkrankungen wird Kortison häufig eingesetzt und wie berechtigt ist die Angst davor als „Teufelszeug“? Die Antworten gibt Apotheker Rüdiger Freund in dieser Folge von "gecheckt!".

Bei welchen Erkrankungen wird Kortison häufig eingesetzt und wie berechtigt ist die Angst davor als „Teufelszeug“? Die Antworten gibt Apotheker Rüdiger Freund in dieser Folge von "gecheckt!".

Kortison und Kortisol: Was ist das eigentlich?

Der Apotheker Rüdiger Freund erklärt, dass Kortisol ein körpereigenes Stresshormon ist, das in der Nebenniere gebildet wird. Es übernimmt wichtige Funktionen u.a. in der Stoffwechselregulation, oder der Immunabwehr. Kortison ist ein künstlich hergestelltes Medikament aus der Gruppe der Steroidhormone, das die Wirkung von Kortisol imitiert. Es wirkt entzündungshemmend, antiallergisch und immunsuppressiv. Der Begriff „Kortison“ wird heute als Sammelbegriff für eine große Wirkstoffgruppe verwendet, darunter bekannte Arzneistoffe wie Prednisolon und Dexamethason, die sich in Wirkstärke und Wirkdauer unterscheiden.

Wie wird Kortison eingesetzt?

Kortison wird häufig bei Erkrankungen eingesetzt, die mit Entzündungen und Immunreaktionen einhergehen. Typische Beispiele sind Allergien, Asthma (z.B. Asthmasprays mit Kortikoiden), Autoimmunerkrankungen wie Rheuma, sowie entzündliche Hautkrankheiten wie Neurodermitis und Schuppenflechte. Bei Asthma dient Kortison dazu, die Entzündung in den Atemwegen zu beruhigen und Beschwerden zu lindern.

Nebenwirkungen genau betrachtet

Bei kurzfristiger Anwendung sind Nebenwirkungen wie erhöhter Blutzucker (besonders bei Diabetes), Blutdruckanstieg, Nervosität und Schlafstörungen möglich, aber meist nicht gravierend. Schwerwiegende Nebenwirkungen können bei langfristiger und hochdosierter Einnahme auftreten, darunter Osteoporose, Gewichtszunahme, dünne Haut und schlechte Wundheilung. Diese Risiken betreffen vor allem systemisch angewendetes Kortison - nicht die örtliche Anwendung z.B. als Creme, Asthma- oder Nasenspray.

Kortison nicht einfach absetzen, sondern ausschleichen 

Freund betont, dass ein abruptes Absetzen von Kortison bei Langzeiteinnahme gefährlich ist, da die körpereigene Kortisolproduktion durch die externe Zufuhr gehemmt wird. Nach dem Absetzen dauert es, bis die Eigenproduktion wieder anspringt, was zu einem Kortisolmangel führen kann. Daher muss Kortison langsam ausgeschlichen werden, nach genauen ärztlichen Vorgaben.

Es gibt Kortisonpräparate auch ohne Rezept

Einige Kortisonpräparate sind rezeptfrei erhältlich, wenn sie als sicher für die Anwendung gelten. Dies betrifft vor allem lokale Anwendungen wie Cremes oder Gele bei Sonnenbrand, Insektenstichen oder Juckreiz sowie Nasensprays bei allergischem Schnupfen. Da bei lokaler Anwendung wenig Wirkstoff in den Blutkreislauf gelangt, sind diese Präparate gut handhabbar und mit geringem Nebenwirkungsrisiko verbunden.

Woher die Angst vor Kortison kommt

Die Angst vor Kortison stammt aus den 1950er Jahren, als die ersten Präparate als Wundermittel galten, oft zu hoch dosiert und zu lange eingesetzt wurden, was zu vielen Nebenwirkungen führte. Heute gilt Kortison bei sachgerechter Anwendung als sicheres Medikament. Besonders bei Asthmasprays gelangt wenig Kortison in den Kreislauf, da die Wirkung lokal in den Bronchien erfolgt. Der Apotheker betont, dass Nebenwirkungen bei allen Arzneimitteln möglich sind, aber bei gezieltem und bedachtem Einsatz ist Kortison kein „Teufelszeug“.

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