Bei einer Thrombose rotten sich Blutbestandteile in Form eines Blutgerinnsels in der Ader zusammen und bilden einen Pfropf, der das Gefäß im schlimmsten Fall vollständig verstopft.
Gerinnsel in geschlossenen Blutgefäßen stellen einen Wundverschluss am falschen Ort dar. Das Blutgefäß ist schließlich nicht aufgerissen wie bei einer offenen Wunde, die es abzudichten gilt. In geschlossenen Blutgefäßen liegen eher kleinere Schäden, Strömungshindernisse oder eine veränderte Blutzusammensetzung vor. Trotzdem reagiert oder besser überreagiert das sensible Blutgerinnungssystem. Schnell kann es einen Wundschorfpfropf bilden, auch Thrombus genannt. Hängt er nur locker an der Gefäßinnenwand, wo er entstanden ist, reißt er leicht ab und treibt im Blutstrom mit. Gelangt er aus tiefliegenden Bein- oder Beckenvenen – wo ein Großteil aller Thrombosen entsteht – in ein enges Lungengefäß, bleibt er stecken. Die Folge: Teile des Lungengewebes werden nicht mehr durchblutet, es kommt zur lebensbedrohlichen Lungenembolie.
Um sie zu verhindern, gilt es, tiefe Beinvenenthrombosen schnell zu erkennen und zu behandeln. Nach Angaben der Deutschen Gefäßliga e. V. gibt es folgende Warnzeichen:
Wie kommt es dazu? - Mögliche Ursachen
Wenn sich eine Thrombose entwickelt, treffen meist drei entscheidende Faktoren aufeinander:
Fachleute unterscheiden je nach Aussehen und Zusammensetzung zwei unterschiedliche Arten von Gerinnseln. Wenn sich vor allem Blutplättchen zusammenballen und an einer defekten Stelle der Gefäßwand hängen bleiben, entsteht ein so genannter Abscheidungs-Plättchenthrombus. Er haftet fest an der Gefäßwand, füllt aber die betroffene Ader nicht vollkommen aus. Man erkennt einen solchen Pfropf an seiner weißen Farbe. Seine Oberfläche ist leicht geriffelt. Meistens kommt er in schmalen Blutgefäßen vor, in denen das Blut relativ rasch fließt, also hauptsächlich in den Adern des arteriellen Strombettes. Bei einem Gerinnungsthrombus vernetzen sich hingegen lange Blutfaserstoffe und schließen in ihren Zwischenräumen viele rote Blutkörperchen, aber auch andere Blutzellen ein. Gerinnungsthromben verstopfen eine Ader komplett, haften allerdings nicht fest an der Gefäßwand. Diese Gerinnsel sind rot gefärbt und zeichnen sich durch ihre glatte Oberfläche aus. Man findet sie hauptsächlich in den Venen.
Weit verbreitet sind Thrombosen in den Bein- oder Beckenvenen. Seltener sind Venen im Bereich des Schlüsselbeins oder der Schulter betroffen. Meistens entstehen Thrombosen im oberen Bereich des Körpers dadurch, dass die betroffenen Venen beispielsweise im Rahmen einer Daueranstrengung beim Krafttraining oder angestrengtem Holzhacken, aber auch durch das lange Tragen eines schweren Rucksacks dauerhaft zusammengepresst werden. Manchmal steckt auch ein zentraler Katheter, der über eine lange Zeitspanne hinweg in der Vene bleibt, hinter einer solchen Thrombose.
Risikofaktoren für Thrombosen sind insbesondere:
Wie macht es sich bemerkbar? - Symptome
Thrombosen gehen meist mit Schmerzen und Schwellungen einher. Zusätzlich färbt sich die Haut bläulich. Eventuell treten seitliche Nebenäste, die von den Hauptgefäßen abzweigen, sichtbar hervor.
Wie geht es weiter? - Verlauf und Komplikationen
Im Zuge einer Thrombose kann es zur schlimmstenfalls Lungenembolie kommen. Besonders hoch ist das Risiko, eine Embolie zu entwickeln, bei Thrombosen der Beckenvene. Jeder abgeheilten Thrombose kann nach einiger Zeit ein neues Gerinnsel nachfolgen.
Was kann dahinter stecken? - Mögliche Krankheitsbilder
Bei einer Thrombose ohne erkennbare Ursache, insbesondere wenn sie die Venen des Achsel- oder Schulterbereiches verstopft, muss der Arzt ausschließen, dass sich keine Geschwulst im Brustkorb, am Schultergürtel oder am Schlüsselbein breitmacht.
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Bearbeitungsstand: 21.11.2011
Quellenangaben:
Moll, Dermatologie, (2010), 7. Auflage - Brunkhorst, Schölmerich, Differenzialdiagnostik und Differenzialtherapie, Elsevier (Urban & Fischer), (2010), 1. Auflage - Herold, Innere Medizin, Herold, (2011)
Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.
Sitzt die Thrombose in einer Beckenvene, kann es zu Bauchschmerzen kommen, der Bauch sowie die Leistenbeuge sind möglicherweise druckempfindlich. Bei solchen Warnzeichen sollte man schnellstens einen Arzt oder eine Klinik aufsuchen. Mittels Ultraschall und Bluttests kann man den Thrombose-Verdacht erhärten oder entkräften. Allerdings gibt es auch komplizierte Fälle, die einen größeren Diagnose-Aufwand erfordern.
Bei einer Thrombose in der Vene ist vor allem eins wichtig: Die Behandlung sollte so früh wie möglich beginnen! So lässt sich zum einen vermeiden, dass sich das Blutgerinnsel weiter ausbreitet. Zum anderen sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Embolie bildet.
Was ist eine Embolie?
Wenn sich ein Blutgerinnsel (oder Teile davon) löst und mit dem Blutfluss weitertransportiert wird, kann es an anderer Stelle ein Blutgefäß verstopfen, zum Beispiel eine Lungenarterie. Diesen plötzlichen Gefäßverschluss bezeichnet man als Embolie. Eine Embolie kann lebensbedrohlich sein; daher ist die frühzeitige Behandlung der Thrombose besonders wichtig!
Früher haben Ärzte dazu geraten, den von der Thrombose betroffenen Bereich ruhigzustellen, um das Embolie-Risiko zu senken. Heute gilt diese Empfehlung als überholt: Ruhigstellen ist Experten zufolge nicht notwendig, denn allein die Behandlung mit Gerinnungshemmern (Antikoagulantien) kann die Wahrscheinlichkeit für eine Embolie deutlich minimieren. Zudem weisen Studien darauf hin, dass sich eine Schwellung durch permanentes Ruhigstellen schlechter zurückbildet. Nur in Einzelfällen sollten Sie den betroffenen Körperteil für kurze Zeit hochlagern – etwa, wenn eine Schwellung im Bein mit starken Schmerzen verbunden ist.
Wenn der Arzt es für wahrscheinlich hält, dass sein Patient eine Thrombose hat, wird er umgehend die Behandlung einleiten. Dabei wird er insbesondere auf Gerinnungshemmer zurückgreifen. Diese nennt man auch Antikoagulantien.
Antikoagulantien sorgen dafür, dass das Blut nicht mehr so schnell verklumpt. So verhindern sie, dass sich ein Blutgerinnsel ausbreiten kann. Auflösen können Antikoagulantien eine Thrombose nur selten. Sie stoppen aber das Wachstum des Gerinnsels und verringern so das Risiko, dass sich eine Embolie bildet, bis der Körper das Gerinnsel nach und nach abgebaut hat.
Durch die Thrombose-Behandlung mit Antikoagulantien dauert es länger, bis eine Blutung stoppt. Blutungen zählen daher zu den häufigsten Nebenwirkungen von Antikoagulantien. Kleine Blutungen wie leichtes Nasenbluten sind kein Problem – treten aber größere Blutungen auf, sollten Sie den Arzt aufsuchen. Mögliche Anzeichen für größere Blutungen sind z.B. länger anhaltendes Nasen- oder Zahnfleischbluten, Blut in Stuhl oder Erbrochenem, rot gefärbter Urin oder große Blutergüsse. Starke, plötzliche Kopfschmerzen mit Beschwerden wie Lähmungen oder Sehstörungen könnten auf eine Hirnblutung hinweisen – in diesem Fall sollten Sie unverzüglich den Notarzt rufen.
Zur akuten Behandlung einer Thrombose spritzt man Antikoagulantien meist unter die Haut. Die Therapie wird über mehrere Tage hinweg fortgeführt. Zur Akuttherapie sind insbesondere sog. niedermolekulare Heparine wie Certoparin und Enoxaparin oder sog. Faktor-Xa-Hemmer wie Fondaparinux geeignet. Auch Medikamente in Tablettenform (sog. direkte orale Antikoagulantien) mit Wirkstoffen wie Rivaroxaban und Apixaban sind zur akuten Behandlung der Thrombose zugelassen.
Nach der Akuttherapie ist die Behandlung noch nicht beendet. Der Grund: Der Körper "räumt nun auf" und baut das Blutgerinnsel langsam ab. Dabei produziert er Stoffe, die die Blutgerinnung verstärken. Dies wiederum erhöht das Risiko für eine erneute Thrombose. Dieser Prozess kann mehrere Wochen bis Monate dauern. Daher benötigt der Patient in dieser Zeit ebenfalls Antikoagulantien – meist in niedrigerer Dosis. Zum Einsatz kommen beispielsweise sog. Vitamin-K-Antagonisten (auch: Cumarine) wie die Wirkstoffe Phenprocoumon und Warfarin oder direkte orale Antikoagulantien mit Wirkstoffen wie Rivaroxaban, Dabigatran, Apixaban und Edoxaban. Die Gerinnungshemmer kann der Patient meist auch als Tablette einnehmen. Die Erhaltungstherapie hat zum Ziel, eine erneute Thrombose bzw. eine Embolie zu verhindern.
Nach drei bis sechs Monaten wird der Arzt abwägen, ob die Behandlung mit Gerinnungshemmern fortgeführt werden muss. Dies kann zum Beispiel nötig sein, wenn das Risiko für eine erneute Thrombose hoch ist – etwa, weil der Patient in der Vergangenheit schon mehrere Thrombosen hatte.
Ein Kompressionsstrumpf gehört sowohl zur akuten als auch zur langfristigen Behandlung einer Thrombose in den Beinvenen dazu.
Die Thrombose erhöht den Druck in bestimmten Bereichen der Vene. Damit die Vene nicht Schaden nimmt, ist insbesondere bei venösen Thrombosen im Bein ein Gegendruck erforderlich, wie ihn ein Kompressionsstrumpf oder -verband erzeugen kann.
Zu Beginn der Behandlung lindert der Kompressionsstrumpf die Beschwerden und beseitigt die Schwellung. Langfristig kann er ein sog. postthrombotisches Syndrom verhindern.
Den Kompressionsstrumpf müssen Sie in der Regel nur tagsüber tragen – und nur an dem Bein, das von der Thrombose betroffen ist. Etwa alle sechs Monate benötigen Sie aus dem Fachgeschäft einen neuen Kompressionsstrumpf, der individuell für Sie angepasst wird. Dafür erhalten Sie vom Arzt ein neues Rezept.
Wie lange Sie den Kompressionsstrumpf tragen sollten, ist von dem Ergebnis der Kontrolluntersuchungen abhängig, die der Arzt in regelmäßigen Abständen vornimmt. Bleiben Sie beschwerdefrei, können Sie in Absprache mit dem Arzt nach etwa ein oder zwei Jahren versuchen, den Strumpf wegzulassen. Wer jedoch ein postthrombotisches Syndrom hat oder hatte, muss in der Regel dauerhaft einen Kompressionsstrumpf tragen.
Auch, wenn er bisweilen lästig ist: Mit einem Kompressionsstrumpf beugen Sie möglichen Folgeschäden vor!
Zusätzlich zu Gerinnungshemmern und dem Kompressionsstrumpf können selten weitere Behandlungsmaßnahmen erforderlich sein:
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Letzte Aktualisierung: August 2016
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