Pflanzliche Wirkstoffe können bei Erkältung helfen – wenn sie als geprüftes Arzneimittel eingenommen werden. Was auf wissenschaftlicher Basis wirkt, ordnet Pharmazeut Prof. Dr. Robert Fürst von der Universität München ein. 
Pflanzliche Mittel bei Nasennebenhöhlenentzündung
Ist die Rhinosinusitis akut, kann, laut entsprechender S2k-Leitlinie, die derzeit überarbeitet wird, das Misch-Extrakt BO 1016 helfen. Es enthält Extrakte aus Enzianwurzel, Primelblüten, Sauerampferkraut, Holunderblüten und Eisenkraut. Die Inhaltsstoffe wirkten entzündungshemmend und verflüssigten Schleim. Eine Alternative dazu seien „definierte Eukalyptus-Extrakte“, so die Leitlinie. Allerdings: Ist die Nasennebenhöhlenentzündung chronisch oder tritt wiederholt auf, gebe es laut Fürst keine Empfehlung.
Ebenfalls könnte 1,8-Cineol, ebenfalls bekannt als Eucalyptol, die Symptome bei akuter und nicht eitriger Nasennebenhöhlenentzündung um mehrere Tage schneller verbessern. „Auch hier gibt es valide Daten, die Hersteller haben ihre Hausaufgaben gemacht“, erklärt Fürst. Der Stoff kommt in einer Vielzahl von Pflanzen vor, darunter Eukalyptus, aber auch Rosmarin, Salbei oder Ingwer.  
Husten und Bronchitis pflanzlich behandeln
Die beste Evidenzlage gibt es laut dem Pharmazeuten für die Indikation Erkältungshusten und Bronchitis. Mehrere Pflanzenextrakte haben in klinischen Studien sich als wirksam erwiesen und können die Hustenintensität mindern und den Verlauf der Erkrankung stärker verkürzen als Scheinmedikamente.
Dazu zählen: 
- Efeuextrakte
- Extraktkombinationen aus Efeu und Thymian
- Extraktkombinationen aus Primel und Thymian
- Extrakte aus Pelargonium sidoides
- Mischspezialdestillat auf Basis von Eukalyptus-, Süßorangen-, Myrten- und Zitronenölen
- 1,8-Cineol  
Die Pflanzenauszüge führten zu  einem rund zwei bis zweieinhalb Tage schnelleren Heilungsverlauf von Atemwegsinfekten und Bronchitis. 
Wie helfen Pflanzen-Arzneimittel bei Reizhusten?
Auch gegen Reizhusten gibt es Phytopharmaka, also Pflanzenarzneimittel. Manche dieser Präparate enthalten Stoffe, die die Schleimbildung unterstützen. Diese stammen etwa aus:
Diese befeuchten die Schleimhäute, indem sie den Speichelfluss anregen und mit enthaltenen Zuckern mit dem Speichel eine Art Schutzfilm bilden. Dieser haftet sich an die Schleimhaut an, entzündete Hautzellen werden so geschützt. 
Vorsicht beim Fencheltee
Obwohl Fenchel als klassische Heilpflanze gilt, sollte Fencheltee bei kleinen Kindern mit Vorsicht verwendet werden. Der Grund: Fenchelöl kann Estragol enthalten, eine Substanz, die in Tierversuchen in hohen Dosen mit Leberkrebs in Verbindung steht.
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) rät deshalb, dass Kinder unter vier Jahre und Frauen, die stillen, keinen Fencheltee trinken sollten. Auch ältere Kinder bis etwa elf Jahre sollten ihn nur gelegentlich zu sich nehmen.
„Besonders die innerliche Anwendung von reinem Fenchelöl wird immer kritischer gesehen“, erklärt Fürst. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) prüft derzeit die Sicherheit fenchelhaltiger Produkte und will ihre Einschätzung bald veröffentlichen. 
Tipp aus der Apotheke
Wer pflanzliche Arzneimittel gegen Erkältungsbeschwerden nutzen möchte, sollte sich an Apotheken wenden, um dort die entsprechenden Produkte auch in sicherer Form zu bekommen.