Watsu: Wenn die Seele schwimmen lernt

Einfach nur im Wasser liegen, sich von einem Therapeuten verwöhnen lassen und nach einer Stunde entspannt aus dem Becken steigen. Das verspricht die

Watsu-Methode. Die Neue Apotheken Illustrierte hat sie für Sie ausprobiert.

Watsu-Methode: Frau lässt sich in Therme treiben
© Markus Leser

In Badehose und mit Schwimmbrille stehe ich am Beckenrand. Ich möchte ins Wasser springen und gleich losschwimmen. Doch Daniel Müller hat völlig anderes mit mir vor. "Herr Felzer, Sie machen in der kommenden halben Stunde einfach nichts", sagt mir der Medizinische Masseur und Wellnesstherapeut. Und das mitten in der großen Badelandschaft der Adelindis Therme in Bad Buchau, die zum Schwimmen und Plantschen einlädt.

Wasser plus Massage

Watsu heißt das Zauberwort. Der Begriff setzt sich aus dem englischen Wort "water", auf deutsch Wasser, und Shiatsu, einer japanischen Fingerdruckmassage, zusammen. Es ist also eine Behandlung mit speziellen Massagetechniken im Wasser. "Zu einem ist es der Wechsel zwischen Dynamik und Ruhephasen. Zum anderen ist es die Kombination warmes Wasser, Massage und Bewegung in der Schwerelosigkeit, die einen Entspannungsgrad erreicht, der anderweitig nicht möglich ist", erläutert Müller die Vorteile.

Die Schwimmbrille darf ich auslassen. Stattdessen ziehe ich Schaumstoffringe um die Beine, wie ich sie aus dem Schwimmunterricht meiner Töchter kenne. Langsam lasse ich mich ins warme Becken gleiten und treibe auf dem Wasser, während Müller sanft meinen Nacken stützt. Ich schließe die Augen und warte, was weiter passiert.

Auf dem Wasser treiben lassen

"Es heißt ganz loslassen, selbst passiv bleiben, den behutsamen Händen eines erfahrenen Therapeuten vertrauen. Und sich den sanften Bewegungen im Wasser ganz hinzugeben", erklärt Müller. Zunächst fällt es mir etwas schwer, wirklich lockerzulassen. Aber mit der Zeit vertraue ich den mal wiegenden, mal wellenförmigen Bewegungen und der sanften Massage. Meine Arme, meine Beine lockern sich zusehends. Ich entspanne mich weiter und merke gar nicht mehr, dass ich eigentlich auf dem Wasser treibe.

Dass sich Bewegung im nassen Element lohnt, bestätigt der Mediziner Dr. Johannes Naumann, Experte vom Heilbäderverband Baden-Württemberg. "Das große Plus: Der Auftrieb trägt einen Teil des Gewichts. Das entlastet Gelenke, Bänder und Sehnen. Gerade für Ältere, Übergewichtige oder Menschen mit Gelenkbeschwerden ist Wasser daher ein ideales Medium", so der Leiter des Interdisziplinären Behandlungs- und Forschungszentrums Balneologie der Uniklinik Freiburg in Bad Krozingen.

Müller ergänzt: "Watsu eignet sich prinzipiell für jeden, der sich im Wasser wohlfühlt. Mir bietet es eine tolle Möglichkeit, mit und im Element Wasser eine besondere Anwendung zu gestalten." Weiche Rotationen der durch das Wasser entlasteten Wirbelsäule entspannen die Muskulatur, die Atmung wird tiefer. Ein sanftes Dehnen und Strecken lockert den Körper und hilft dadurch, auch seelische Blockaden zu lösen, so Müller. "Die harmonisch fließenden Abläufe erweitern den Bewegungsradius der Gelenke und setzen Impulse für ein neues verbessertes Körperbewusstsein."

Beliebt bei Schwangeren und Senioren

In der Adelindis Therme in Bad Buchau und in der Bodensee-Therme in Überlingen, die ebenfalls Watsu anbietet, schätzen die Nutzer es vor allem als wirksame Methode zur Tiefenentspannung. Schwangere entlasten Rücken und Becken. Senioren genießen die wohltuende Kombination aus unbeschwerter Bewegung, Wärme und Nähe. "Für Sportler", so Müller, "bietet Watsu die Möglichkeit, sich körperlich und mental auf die Herausforderung von Wettkämpfen vorzubereiten. Darüber hinaus kann die Methode auch therapeutisch eingesetzt werden, zum Beispiel bei der Behandlung von Haltungsfehlern und starken Verspannungen."

Aufgrund des warmen Wassers sollten Herzpatienten und Epileptiker vorher ihren Arzt fragen. Watsu eignet sich nicht für Patienten mit einer fortgeschrittenen Arteriosklerose, offenen Hauterkrankungen oder einer Allergie gegen Chlor.

Eine Stunde Entspannung pur

Nach einer halben Stunde verlasse ich das Becken. Die Therme lockt noch mit ihren Thermal- und Sprudelbecken. Ich könnte noch ein paar Bahnen schwimmen oder in die Sauna gehen. Aber eigentlich möchte ich jetzt nichts weiter tun, als mich in meinen dicken Bademantel zu kuscheln und eine Tasse Tee zu trinken. Und mich auf meine nächste Watsu-Stunde zu freuen.

Peter Erik Felzer

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